Welches junge Talent wird die beste Saison 2025 haben?

Die Saison 2025 beginnt am 27. Dezember mit dem United Cup - unsere Autoren und Redakteure stellen sich jetzt den wichtigsten Fragen des neuen Jahres.

Dritte Frage: Welches junge Talent wird in der nächsten Saison den großen Durchbruch schaffen?

FRANZISKA BRUELLS: Mit gerade mal 17 Jahren hat der deutsche Justin Engel im Oktober 2024 sein erstes Match auf ATP Niveau gewonnen, was ihn zum jüngsten Spieler seit Carlos Alcaraz 2020 in Rio de Janeiro macht, der eine Partie auf dieser Ebene für sich entscheiden konnte. Gleichzeitig war er der jüngste Profi in seinem Jahrgang 2007, der ein Match auf der Herrentour gewann.

Wie hoch sein Erfolg einzuordnen war, konnte man in den folgenden Wochen sehen: Er wurde als Ersatzspieler zum Ultimate Tennis Showdown (UTS) in Frankfurt eingeladen, wo er unter anderem mit Dominic Thiem und Jan-Lennard Struff trainierte. Dann folgte die große Ankündigung, dass der 17-Jährige künftig von Ex-Profi Philipp Kohlschreiber als Coach unterstützt wird, ab 2025 in der Tennis Channel Bundesliga für den TC Großhesselohe aufschlagen wird und bei der Sportmarketingagentur “Sportfive” unter Vertrag ist.

Vielleicht muss ich noch ein bisschen älter werden. Ich glaube, ich mache schon fast alles richtig. Es fehlt nicht viel an der Spitze. Es ist nur mental, denn man gewinnt die meisten Matches nicht, weil man der bessere Spieler ist, sondern weil man mental stärker ist als sein Gegner. Justin Engel

Die Grundsteine für Engel sind also gesetzt. Wobei: Viele davon bringt er bereits mit. Eine krachende Vorhand, die ein bisschen an die von Alexander Zverev erinnert, ein solides Grundlinienspiel, ein Hammer-Service und eine ordentliche Portion Selbstbewusstsein, die Engel auf der Profi-Tour gut gebrauchen kann. Was ihm noch fehlt, um ganz oben mitzuspielen? „Vielleicht muss ich ein bisschen älter werden. Ich glaube, ich mache schon fast alles richtig. Es fehlt nicht viel nach oben. Es ist nur mental, denn die meisten Matches gewinnt man nicht, weil man der bessere Spieler ist, sondern weil man mental stärker ist als der Gegner”, meinte der 17-Jährige selbst im Gespräch mit Tennis Channel.

Auch wenn Engel häufig mit Stars wie Alcaraz und Zverev verglichen wird, ist ihm eines ganz wichtig: “Ich werde immer am Boden bleiben.” Die richtigen Profi-Qualitäten bringt er also mit, jetzt muss er nur mental an seine deutlich älteren Konkurrenten anknüpfen, um 2025 so richtig durchzustarten.

Auch lesen: Justin Engel im Interview: "Ich werde immer am Boden bleiben!"

JON LEVEY: Was ihre Leistungen angeht, ist es schwer vorstellbar, dass irgendeine Spielerin mit Coco Gauff mithalten kann, wenn es um Platzierungen, Siege und große Titel geht. Ja, sie ist noch immer erst 20. Aber da sie im Laufe der Saison 21 Jahre alt wird und bereits fest etabliert ist, sollten wir unter „beste“ den größten Sprung nach vorn verstehen. Dafür wähle ich Jakub Mensik.

Der ATP-Newcomer des Jahres 2024 wird sich an niemanden heranschleichen. Der 19-jährige Tscheche hat bereits die Top 50 geknackt, Top-10-Spieler wie Andrey Rublev und Grigor Dimitrov ausgeschaltet und sich einen Platz bei den Nitto Next Gen ATP Finals verdient. Mit einer Größe von 1,90 Metern verfügt Mensik über reichlich Feuerkraft, aber seine Entschlossenheit hat sich als ebenso beeindruckend erwiesen.

Ein Beispiel dafür waren die vergangenen US Open. Nachdem er Felix Auger-Aliassime in der ersten Runde in drei Sätzen besiegt hatte, verlor Mensik die ersten beiden Sätze gegen den Australier Tristan Schoolkate bei schwülen Temperaturen. Es wäre für den damals 18-Jährigen ein Leichtes gewesen, das Turnier als verloren zu geben. Aber er kämpfte sich zurück, wehrte im vierten Satz einen Matchball ab und schaffte das Comeback im Tiebreak des fünften Satzes. Sein nächstes Match verlor er zwar, aber nicht wegen mangelnder Anstrengung – es dauerte ebenfalls fünf Sätze. Kein Wunder, dass sein Spitzname „Menimal“ lautet.

Es ist wahrscheinlich noch zu früh für Mensik, um eine konstante Grand-Slam-Bedrohung zu sein, aber der Gewinn eines Tour-Titels und ein Platz unter den Top 20 bis Ende 2025 sind durchaus in Reichweite.

STEPHANIE LIVAUDAIS: Der ATP-Newcomer des Jahres, Jakub Mensik, hat bewiesen, dass er jeden schlagen kann, wenn er Feuer fängt. Man denke nur an Doha, wo er auf dem Weg in sein erstes ATP-Finale Andy Murray, Andrey Rublev und Gael Monfils besiegte, oder an Shanghai, wo er auf dem Weg in sein erstes ATP-Masters-1000-Viertelfinale erneut Rublev stürzte und Grigor Dimitrov ausschaltete. Die langsamen und stetigen Fortschritte des 19-jährigen Tschechen zeigen keine Anzeichen einer Verlangsamung, und er beendete das Jahr mit einem neuen Karrierehoch auf Rang 48.

Auf der WTA-Seite wird Mirra Andreeva ihren rasanten Aufstieg in der Rangliste fortsetzen. Mit ihren 17 Jahren ist sie bereits in die Top 20 vorgedrungen und hat ein Grand-Slam-Halbfinale erreicht. Außerdem nimmt sie immer noch viele der Rekorde von Martina Hingis als „jüngste Spielerin seit“ ins Visier.

In diesem Jahr nahm sie die ehemalige spanische Nummer 2 Conchita Martinez in ihr Trainerteam auf. Die Zusammenarbeit trägt weiterhin Früchte: Andreeva beendete das Jahr mit dem Gewinn ihres ersten WTA-Titels in Iasi und dem Erreichen eines weiteren Finales in Ningbo.