Jan-Lennard Struff @BOSS OPEN 2023

Noch vor wenigen Tagen haben zahlreiche Profis auf der berühmten roten Asche im Stade Roland Garros in Paris gespielt. Sie sind von einer Seite zur anderen und zum Netz gerutscht, um die Bälle ihrer Gegner zu erreichen. Einem langen Grundlinien-Duell folgte ein nächstes.

Doch nun startet mit den BOSS OPEN in Stuttgart die Rasensaison. Lange Ballwechsel werden damit seltener, Asse, Stoppbälle und Winner dafür umso häufiger.

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Aber wie schaffen es die Spieler, sich in so kurzer Zeit auf den neuen Belag einzustellen? Und wie müssen sie ihr Training und ihre Arbeit auf dem Court anpassen?

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2023 kämpfte sich Jan-Lennard Struff bis ins Finale. Dort unterlag er Frances Tiafoe in drei engen Sätzen.

2023 kämpfte sich Jan-Lennard Struff bis ins Finale. Dort unterlag er Frances Tiafoe in drei engen Sätzen.

Jan-Lennard Struff ist schon viele Jahre auf der Tour dabei. Über die Jahre hinweg hat er so einige Umstellungen von Sand auf Rasen erlebt. Daher hat er eine jährliche Routine. „Ich bin immer sehr früh hier, um mich auf Rasen vorzubereiten“, sagte er am Samstag, den 7. Juni, gegenüber Tennis Channel DE. Seit Mittwoch trainiert er auf den Plätzen am Stuttgarter Weissenhof. 2023 hatte er hier schon einmal das Endspiel erreicht, das er knapp in drei Sätzen gegen Frances Tiafoe verlor.

Dennoch bedeutet der Wechsel des Untergrunds einige Herausforderungen für ihn. „Ein Belagswechsel ist nie leicht für einen Spieler. Manche schaffen es schneller, manche brauchen ein bisschen mehr Zeit“, erklärte er.

Jan-Lennard Struff mit einem Frühstart auf Rasen & einem ausgeklügelten Trainings- und Taktik-System

Deshalb versuchte der 35-Jährige früh, ein Gefühl für den schnellen Belag zu bekommen und passt dementsprechend sein Training an. „Ich finde es immer sehr wichtig – speziell am Anfang ­– Laufübungen zu machen. Auf Asche können wir ja rutschen, bei dem Umstieg brauchen wir viel Zeit, um uns dann dem Rutschen und dem Ballsprung anzupassen.“

Dabei spricht er vor allem von Stoppbewegungen und Richtungswechseln, die auf dem feuchten Grün gerade am Anfang noch etwas Anpassung brauchen.

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Ein grundlegender Unterschied ist aber auch die eigentliche Bewegung: „Das Laufen und die Bewegung sind das A und O. Man muss tiefer spielen, der Ball kommt nicht so hoch und auch taktisch muss man sich anpassen“, so Struff.

Was er damit meint: „Die Punkte sind ein bisschen schneller. Der Fokus und die Konzentration sind ein bisschen anders. Denn auf anderen Belägen kannst du ein Break relativ schnell ausgleichen. Auf Rasen ist das ein bisschen schwieriger, deswegen ist es wichtig, den Fokus direkt hochzuhalten, von Anfang an da zu sein und jeden Punkt zu spielen.“

Gael Monfils über den Wechsel auf Rasen: "Es wird niemals leichter!"

Anders als Struff ließ sich der Tour-Veteran Gael Monfils noch etwas Zeit mit dem Belagswechsel nach Paris. Im Gespräch mit Tennis Channel DE berichtete er am Samstag: „Ich werde entweder heute oder morgen das erste Mal auf Rasen trainieren. Bis jetzt habe ich mich noch nicht eingeschlagen. Der Rest ergibt sich dann auf dem Platz. Mal sehen, wie viele Stunden ich trainieren werde vor meinem ersten Match.“

Obwohl Monfils seit über 20 Jahren auf der Tour unterwegs ist, gestand er auch, dass der Belagswechsel niemals leichter wird. „Nein, niemals. Es ist immer ein harter Übergang von Asche zu Rasen. Das ist nicht leicht, aber ich bin erstmal glücklich, dass ich jetzt fit bin“, sagte er.

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Trotz über 20 Jahren auf der ATP Tour fällt Gael Monfils der Wechsel von Sandplatz auf Rasen nach wie vor schwer.

Trotz über 20 Jahren auf der ATP Tour fällt Gael Monfils der Wechsel von Sandplatz auf Rasen nach wie vor schwer.

Nachdem einige Regenschauer den Spiel- und Trainingsbetrieb bei den BOSS OPEN am Samstag zeitweise unterbrochen hatten, konnten am Nachmittag bzw. Abend alle Qualifikationspartien beendet werden. Und auch für Monfils ging es am frühen Abend auf die Trainingsplätze. Seine erste Einheit absolvierte er mit dem deutschen Youngster Justin Engel, der bei dem 250er-Turnier in Stuttgart zum ersten Mal auf Rasen spielen wird.

Justin Engel mit seiner Rasen-Premiere & erfahrener Unterstützung

Der Belagswechsel ist für den 17-Jährigen also noch absolutes Neuland, weshalb er sich sehr gewissenhaft einstellen möchte. „Ich habe versucht, so oft zu trainieren wie möglich. Ich habe noch nie auf Rasen gespielt, weshalb es eine große Umstellung ist“, sagte er.

Natürlich bemerkte er als erstes das andere Sprungverhalten der Bälle: „Die Bälle sind flach, sehr schnell. Aber ich versuche, mein Bestes hier zu spielen. Mal schauen, wie es läuft.“

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Unterstützung erfährt er dabei von seinem Coach Philipp Kohlschreiber, der selbst schon 2016 in Stuttgart erfolgreich war. Zudem stand der mittlerweile 41-Jährige auch 2008 und 2011 im Finale von Halle, 2011 holte er auch dort den Titel. Dementsprechend kann der Ex-Profi seinen Schützling mit zahlreichen Ratschlägen versorgen. „Ich trainiere oft mit dem Philipp Kohlschreiber das kürzere Ausholen, das ein tiefere Stehen und das Tempo-Mitnehmen.“ Dann gibt Engel grinsend zu: „Jetzt merkt man schon, dass die Beine sehr schwer werden, weil man so tief stehen muss.“

Doch der Nürnberger bringt auch einige Waffen mit, die ihm Zuversicht für die Rasensaison geben: „Meinen Aufschlag und meine flache Rückhand“, meinte er.

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Mpetshi Perricard mit dem optimalen Spielstil auf Rasen

Über einen krachenden Aufschlag aber vor allem auch über ein starkes Netz-Angriffsspiel verfügt auch der Franzose Giovanni Mpetshi Perricard. „Dieser Untergrund ist sehr schnell. Man hat nicht viele Rallys. Es ist schwer eine gute Bewegung an der Grundlinie zu haben“, erklärte er gegenüber Tennis Channel DE. „Einen Spielstil wie Struff, Berrettini oder ich ihn haben, ist immer etwas kniffelig für den Gegner. Deshalb ist der Untergrund für solche Spieler wie gemacht.“

Genau wie Struff und Monfils spielte Mpetshi Perricard zuletzt in Roland Garros. Seine Vorbereitung fiel dementsprechend knapp aus. „Ehrlicherweise ist die Umstellung etwas schwierig“, gab er zu. „Es gibt nicht so viele Rasenplätze in Frankreich, nur ein paar wenige in der Nähe von Paris. Deshalb müssen wir versuchen, so viel es geht zu spielen. Aber meistens spielen wir auf Hartcourts.“

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Giovanni Mpetshi Perricard bringt die optimalen Spiel-Voraussetzungen für Rasen mit.

Giovanni Mpetshi Perricard bringt die optimalen Spiel-Voraussetzungen für Rasen mit.

Fest steht: Unabhängig von Alter, Erfahrung oder bisherigen Erfolgen auf Rasen ist die Ausgangslage für alle Spieler nahezu gleich. Jahr für Jahr gilt es, möglichst viel Trainings- und Matchpraxis zu sammeln. Die Karten werden neu gemischt, Trainingsmethoden und Taktiken angepasst – und das persönliche Erfolgsrezept für ein schnelles, kraftvolles Spiel auf Rasen muss jedes Mal wieder neu gefunden werden.