Halbfinalisten UTS Frankfurt 2024: Ben Shelton, Thanasi Kokkinakis, Lorenzo Musetti und Ugo Humbert.

Der Ultimate Tennis Showdown in Frankfurt war in diesem Jahr ein Event der frischen Hoffnungen. Denn abgesehen von Gael Monfils zählten die sieben weiteren Profis nicht gerade zum etablierten UTS-Stamm.

Zwar waren Dominic Thiem und Jan-Lennard Struff bereits bei verschiedenen Ultimate Tennis Showdown-Turnieren am Start gewesen, ihre Bestleistungen konnten sie bislang aber nicht abrufen – wenigstens bis Frankfurt 2024.

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Abschiedstour: Dominic Thiem verabschiedete sich beim UTS 2024 in Frankfurt von den deutschen Tennisfans.

Abschiedstour: Dominic Thiem verabschiedete sich beim UTS 2024 in Frankfurt von den deutschen Tennisfans.

Ein letzter Tanz von Dominic Thiem in Frankfurt

Thiem startete hier allerdings unter völlig anderen Bedingungen als seine Kollegen und Konkurrenten. Denn für den 31-jährigen Österreicher sollte der UTS in Frankfurt das letzte Tennisturnier seiner Karriere in Deutschland sein. Ein letztes Mal wollte sich der US Open-Sieger von 2020 von den deutschen Tennisfans und einem Teil seiner Tourkollegen verabschieden. Denn nur wenige Tage später steht bereits die große Abschiedszeremonie bei seinem Heimturnier in der Wiener Stadthalle an.

Dass Thiem aber lediglich zum Tschüss-Sagen nach Frankfurt kam, konnte man ihm nicht unterstellen. Ganz im Gegenteil: Er trumpfte noch mal richtig auf, zeigte seinen gewohnten Ehrgeiz und verzauberte das Publikum in Deutschland ein letztes Mal mit seiner einhändigen Rückhand. Gegen seine drei Gegner aus Gruppe A Thanasi Kokkinakis, Ugo Humbert und Denis Shapovalov konnte er allerdings nichts mehr ausrichten. Stattdessen genoss der Österreicher einfach die ausgelassene Atmosphäre in der Süwag-Arena.

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UTS in Frankfurt: Struffi zwar wieder fit, verpasst aber das Halbfinale

Anders erging es hingegen Struffi, wie er in Tenniskreisen gerne genannt wird. Bereits zum zweiten Mal schlug der Warsteiner beim UTS in Frankfurt auf. Noch im vergangenen Jahr gab er nach einer langwierigen Verletzung sein Comeback bei dem Showevent. Auch in diesem Jahr hatte der 34-Jährige wieder mit Verletzungsbeschwerden an der Hüfte zu kämpfen, verzichtete deshalb sogar auf seine Zweitrunden-Partie bei den Olympischen Spielen. Nach seiner Erstrunden-Niederlage bei den US Open sagte der zweifache Vater dann seine Davis Cup-Teilnahme in Zhuhai ab, war beim Laver Cup als Ersatzmann dabei und reiste dann wieder unter Schmerzen aber letztendlich kampflos zu den Turnieren in Peking und Shanghai.

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Jan-Lennard Struff musste beim UTS 2024 in Frankfurt in drei Matches über die volle Diszanz gehen.

Jan-Lennard Struff musste beim UTS 2024 in Frankfurt in drei Matches über die volle Diszanz gehen.

Nach einer zweiwöchigen Turnierpause mit zahlreichen Trainingseinheiten folgte für den Deutschen dann seine Rückkehr beim UTS. Schon im Voraus kündigte Struffi an, dass er wieder topfit sei. Und genau stellte er in Frankfurt dann auch unter Beweis. Von einer Verletzung war auf dem Court nichts zu sehen. Ganz im Gegenteil: Struffi kämpfte sich in gewohnter Manier von der Grundlinie zum Netz, brachte seinen Gegner mit Power-Schlägen in Bedrängnis und servierte sich in allen drei Gruppenspielen letztendlich in das fünfte Enscheidungs-Quarter, den sogenannten Sudden Death. An was es deutschen Tennisfans also keineswegs fehlte: Spannende Matches, die in letzter Sekunde entschieden wurden. Nach einem verlorenen Sudden Death gegen Ben Shelton, folgte am Samstagmittag dann Struffs allererster UTS-Sieg gegen Gael Monfils. Am Abend bekam er es dann mit Lorenzo Musetti zu tun, dem er dann haarscharf unterlag.

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Aufschlagriese Struff versuchte sich sein kräftiges Spiel beim UTS in Frankfurt zu Nutze zu machen.

Aufschlagriese Struff versuchte sich sein kräftiges Spiel beim UTS in Frankfurt zu Nutze zu machen.

Dass Struffi den Sprung ins Halbfinale dann verpasste, lag daran, dass Ben Shelton, der ebenfalls am Nachmittag noch eine 1:1-Bilanz vorwies, sich knapp gegen Gael Monfils im fünften Quarter durchsetzte.

So waren also am Samstagabend alle Hoffnungen, einen lokalen Spieler im Halbfinale am Sonntag zu sehen, erloschen. Stattdessen überzeugten aber vier Spieler, die bislang keine bzw. kaum Erfahrungen mit dem kurzen und knackigen UTS-Format sammeln konnten.

So will Ben Shelton den Titel beim UTS holen

Lediglich Ben Shelton, einer der vier Halbfinalisten, stand bereits in der Runde der letzten vier beim Ultimate Tennis Showdown 2023 in Los Angeles.

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Showman: Ben Shelton genoss es richtig, sein unterhaltsamens Spiel vor den Zuschauern zu präsentieren.

Showman: Ben Shelton genoss es richtig, sein unterhaltsamens Spiel vor den Zuschauern zu präsentieren.

„Ich mag die kürzeren Netze. Ich habe das Gefühl, dass man kreativer sein kann“, schwärmte der US-Amerikaner im Gespräch mit Tennis Channel DE über die UTS-Regeln. „Ich mag es, dass man nie das Gefühl hat, dass man nicht mehr weiterkommt, weil man am Ende des Viertels immer wieder zurückkommen kann. Ich denke, es gibt eine Menge Dinge, die UTS einzigartig machen. Dass es nur einen Aufschlag gibt, macht die Ballwechsel viel spannender.“

Der 22-Jährige ist vor allem für seinen super schnellen Aufschlag und seine kraftvollen Grundschläge bekannt. Vermutlich rührt auch daher der UTS-Nickname des 1,93-Meter-Manns „the mountain“, also „der Berg“. Am Sonntagmittag im Halbfinale gegen Thanasi Kokkinakis will er sich genau das nun zum Vorteil machen. Denn seiner Meinung nach ergänzt die Bonus-Karte seinen Spielstil am besten: „Ich denke, der Bonuspunkt, drei Punkte, passt am besten zu meinem Spiel, weil ich das Gefühl habe, dass ich ein großes Spiel habe und mit einem einzigen Schlag den Bonuspunkt holen kann.“

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Debütant Kokkinakis trumpft auf, obwohl er die Regeln nicht kannte

Doch mit Kokkinakis wartet kein leichter Semifinal-Gegner auf den US-Amerikaner. Denn obwohl der Australier in Frankfurt zum ersten Mal überhaupt beim Ultimate Tennis Showdown aufschlug, so stellte er schnell unter Beweis, dass der Wettbewerb wie für ihn gemacht ist. Dabei reiste er mit einem großen Jetlag aus Australien an und gab wenige Stunden nach seiner Ankunft ehrlich schmunzelnd zu, dass er noch nicht eine Regel kenne.

Genau diese Lockerheit schien „Kokki“ dann letztendlich durch seine drei Gruppenspiele zu tragen. Drei Matches, drei Siege und die Gruppenführung lautete am Ende seine Bilanz gegen Ugo Humbert, Denis Shapovalov und Dominic Thiem.

„Es ist anders, es ist eine Umstellung. Ich habe nicht wirklich mit den Regeln trainiert, ich habe einfach versucht, schnell zu spielen“, erklärte Kokkinakis seine Taktik gegenüber Tennis Channel DE.

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Action auf und neben dem Platz: Hier feiert Thanasi Kokkinakis mit seinem Coach.

Action auf und neben dem Platz: Hier feiert Thanasi Kokkinakis mit seinem Coach.

Ugo Humbert qualifiziert sich für das Grand Final in London

Im zweiten Halbfinale treffen dann Ugo Humbert, ebenfalls ein neueres Gesicht im UTS-Zirkus, und Debütant Lorenzo Musetti aufeinander. Humbert war in New York bereits als Ersatzmann für den verletzten Nick Kyrgios eingesprungen. In Frankfurt hatte er nun die Chance, sein Geschick über die volle Distanz unter Beweis zu stellen. Mit Erfolg: Lediglich gegen Kokkinakis musste er zurückstecken. Gegen Thiem und Shapovalov setzte er sich fast schon deutlich durch.

Ich glaube, das ist die schwierigste Regel, weil wir natürlich viele Doppelfehler gesehen haben.

Mit diesem Ergebnis schaffte Humbert übrigens bereits vor allen anderen Spieler in Frankfurt einen kleinen Erfolg. Denn er qualifizierte sich mit seinen gewonnenen Punkten und dem Erreichen der Runde der letzten vier für das UTS Grand Final im Dezember in London.

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Ugo Humbert qualifizierte sich mit dem Einzug in Halbfinale in Frankfurt gleichzeitig für das Grand Final in London.

Ugo Humbert qualifizierte sich mit dem Einzug in Halbfinale in Frankfurt gleichzeitig für das Grand Final in London.

Musetti mit klarem Plan bei seiner Premiere

Sein Halbfinalgegner Musetti hingegen müsste das Turnier gewinnen, um sicher in London aufschlagen zu dürfen. Wie der Debütant das schaffen will? Indem er seinen Spielstil gegen seine Gegner verwendet und sich die Regeln zu Nutze macht, verrät er gegenüber Tennis Channel DE: „Das Spiel ist sehr schnell, man muss die Karten sehr klug einsetzen, den richtigen Zeitpunkt wählen, und ich denke, das gelingt mir gut.“

„Eine interessante Regel ist zum Beispiel, dass man nur mit einem Aufschlag aufschlägt. Ich glaube, das ist die schwierigste Regel, weil wir natürlich viele Doppelfehler gesehen haben, weil jemand drängt, jemand versucht, den Ball reinzukriegen“, so der Italiener, der in Frankfurt mit dem Spielernamen „the Illusionist“ auftritt.

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Ein Illusionist mit Stil: Lorenzo Musetti begeistert beim UTS in Frankfurt mit seinem eleganten Tennisspiel und seiner einhändigen Rückhand.

Ein Illusionist mit Stil: Lorenzo Musetti begeistert beim UTS in Frankfurt mit seinem eleganten Tennisspiel und seiner einhändigen Rückhand.

Zwar fällt es ihm nicht immer leicht, die lauten Fans, die sich frei bewegen dürfen, auszublenden. Aber er hat seinen Weg gefunden damit umzugehen: „Es ist nicht einfach. Vor allem nicht in den ersten beiden Spielen. Aber ich war wirklich darauf fokussiert, was ich tun musste“, erklärte er. „Ich versuche einfach, nicht an die laute Menge, die Fans und die Musik zu denken.“

Es ist genau das, was der Gründer Patrick Mouratoglou mit dem Format des Ultimate Tennis Showdown bezwecken wollte: Ein anderes Unterhaltungsformat, dass sowohl Spieler als auch Tennisfans aus einem anderen Blickwinkel auf den Tennissport schauen lässt.

Welchem der vier Spieler das 2024 in Frankfurt gelingen, entscheidet sich am Sonntag, den 20. Oktober ab 12:30 Uhr. Alle Matches des Show-Events werden live auf Tennis Channel DE übertragen.