Ben Shelton gewinnt beim Ultimate Tennis Showdown 2024 in Frankfurt.

Der Ultimate Tennis Showdown, ein Spaß-Event das über das Jahr hinweg an verschiedenen Standorten Halt macht, ist dafür bekannt, wild, schnell, kurz und knackig zu sein. Initiator und Gründer Patrick Mouratoglou änderte dafür einige Tennisregeln vollständig ab und fügte wieder andere hinzu. Beispielweise hatten die acht teilnehmenden Profis lediglich einen Aufschlagversuch, spielten nicht nach Sätzen, sondern auf Zeit und hatten Bonuskarten zur Verfügung, die einen Punkt verdreifachen konnten.

Ein schnelles Format also, das sowohl die Konzentration als auch taktische Maßnahmen und die Ausdauer der Spieler forderte. Für den 22-jährigen US-Amerikaner Ben Shelton war diese Veranstaltung also wie gemacht. „Mir gefällt, dass es so schnell geht. Ich mag die kürzeren Netze. Ich habe das Gefühl, dass man kreativer sein kann“, sagte er nach seinem ersten gewonnenen Match am Freitag gegenüber Tennis Channel DE. „Ich denke, es gibt viele Dinge, die UTS einzigartig machen. Dass es nur einen Aufschlag gibt, macht die Ballwechsel natürlich viel spannender.“

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Ben Shelton: "Meine Anreise war echt schwierig"

Doch auch wenn ihm das Format zu liegen schien, immerhin hatte beim UTS 2023 in Los Angeles bereits das Halbfinale erreicht, so stand das Event vorerst unter keinem guten Stern für den US-Amerikaner. Denn den Medientag am Donnerstag verpasste er als einziger Spieler, da er sich noch auf der Anreise nach Frankfurt befand.

Am Freitag berichtete er dann: „Ich bin erst gestern Nacht angekommen. Meine Anreise nach Frankfurt war echt schwierig. Ich hatte noch Termine in Zürich und dachte, es wäre am einfachsten dann mit dem Auto weiterzureisen. Eigentlich sollte die Fahrt vier Stunden dauern, mit dem Verkehr wurden es dann aber sechs.“

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Viel Zeit zum Trainieren und um sich an die Bedingungen in der Süwag-Arena zu gewöhnen, blieb Shelton also nicht. „Ich musste mich erholen, mich einstellen und heute spielen.“ Seine erste Partie bestritt der US-Amerikaner gegen Jan-Lennard Struff und musste gleich über die volle Distanz, also vier Quarters und den entscheidenden „Sudden Death“, sozusagen einen kurzen Entscheidungssatz gehen. „Ich war bereit und bin sehr glücklich mit meinem Sieg“, so der 22-Jährige über seinen Auftakterfolg gegen den Lokalmatador Struff.

Ganz so reibungslos verlief das Turnier aber im Anschluss nicht weiter. Denn sein zweiter Gegner Lorenzo Musetti, auf den er am Samstagmittag traf, wies Shelton in die Schranken. Sein sonst so kraftvolles Spiel mit powervollen Grundlinienschlägen und spektakulär schnellen Schlägen fand keinen Anklang. Der Italiener profitierte schlussendlich nicht nur von seiner eigenen sicheren und eleganten Spielweise, sondern auch von den zahlreichen unerzwungenen Fehlern Sheltons. Damit sicherte Musetti sich einen klaren „Drei-Quarters-Sieg“.

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Ben Shelton beim UTS: Wenn die Emotionen die Kontrolle übernehmen

Und obwohl die Spieler eigentlich in einem lockeren und entspannten Gemütszustand beim UTS auftraten – immerhin ist es kein offizielles Tour-Turnier, bei dem es um Weltranglisten-Punkte und Verpflichtungen geht – war Shelton nach seiner Niederlage sichtlich geknickt und schlecht gelaunt. Den Medienfragen stellte er sich zwar, war allerdings kurz angebunden und mürrisch. Auf die Frage einer Reporterin hin, wie es ihm nach der Niederlage erging, entgegnete er knapp sarkastisch: „Ganz toll!“

Dem 1,93-Meter-Mann schien es in Frankfurt also um weitaus mehr als den Spaß zu gehen, denn er wollte eine Show abliefern und gewinnen. Das zeigte er dann auch in seinen folgenden Matches, in denen er sich nicht nur von seinem Vater, der gleichzeitig sein Coach ist, sondern auch von den deutschen Fans feiern ließ und sie immer wieder dazu aufforderte, laut zu sein. Streute er dann doch mal unerzwungene Fehler ein oder überschätzte seine Kräfte, warf er seinen Schläger.

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Immer wieder gingen die Emotionen mit dem US-Amerikaner Ben Shelton beim UTS 2024 in Frankfurt durch.

Immer wieder gingen die Emotionen mit dem US-Amerikaner Ben Shelton beim UTS 2024 in Frankfurt durch.

Shelton zeigte: Er ist kein Spieler, der vor Emotionen scheut. Und genau an diesen ließ er jeden, der sich in der Süwag-Arena befand oder das Event im TV oder Stream mitverfolgte, teilhaben. Auch wenn er seine folgenden Matches bis zum Endspiel alle im Sudden Death entschied, so fand der Linkshänder von Match zu Match mehr zu seinen großen Stärken und blühte immer weiter auf.

Doch im Endspiel gegen Ugo Humbert wurde Shelton in den ersten acht Minuten, also im ersten Quarter, erstmal auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Jegliche Trickshots und Winner, die Shelton versuchte, misslangen ihm. Humbert hingegen trat wie gewohnt sicher, souverän und offensiv auf. Nachdem Shelton mehrfach sein Racket zu Boden warf und in der Satzpause zu seinem Vater auf die Spielerbank zurückkehrte, war er aber überzeugter als zuvor, das Endspiel gewinnen zu wollen. Ein Hammer-Schlag folgte dem nächsten. Er knalle die Bälle von jeder Ecke des Feldes nur so auf Humberts Hälfte zurück – dieser blieb nahezu chancenlos.

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Überflieger: Nach einem Fehlstart im Endspiel spielte sich Ben Shelton in die Form seines Lebens und beeindruckte mit einzigartigen Schlägen.

Überflieger: Nach einem Fehlstart im Endspiel spielte sich Ben Shelton in die Form seines Lebens und beeindruckte mit einzigartigen Schlägen.

Das war das Erfolgsrezept der Sheltons

„Ich finde, dass ich nach jedem Match selbstbewusster geworden bin. Ich habe mein bestes Tennis gespielt, als ich es am Ende des Wochenendes brauchte“, sagte er nach seinem 10:19, 18:8, 15:11, 19:11-Triumph über den Franzosen. „Das ist das Wichtigste im Tennis, dass man zum richtigen Zeitpunkt seinen Höhepunkt erreicht und am Ende des Wochenendes sein Bestes spielt.“

Letztendlich habe aber sein Gemüt über den Ausgang der Partie entschieden: „Es war wirklich wichtig, dass ich ruhig geblieben bin und etwas ausgeglichener war als zu Beginn des Turniers. Darauf haben wir uns mehr konzentriert als auf Taktik oder irgendetwas anderes“, verriet er das Erfolgsrezept von ihm und seinem Vater und Coach Bryan.

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Dreamteam: Ben Shelton wurde genau wie auf der ATP-Tour auch beim UTS in Frankfurt von seinem Vater Bryan gecoacht.

Dreamteam: Ben Shelton wurde genau wie auf der ATP-Tour auch beim UTS in Frankfurt von seinem Vater Bryan gecoacht.

Viel Zeit seinen Sieg, die über 400.000 US-Dollar Preisgeld und seine Qualifikation für das Grand Final in London im Dezember zu feiern, blieb dem 22-Jährigen allerdings nicht. Denn unmittelbar nachdem er zahlreiche Autogramme geschrieben hatte, packte Shelton sich in eine warme Jacke und verschwand vollgepackt mit seinem Vater in einem Auto.

„Jetzt steige ich in etwa einer Stunde ins Auto, um nach Basel zu fahren, wo ich entweder morgen oder übermorgen spielen werde, also keine große Feier, sondern gleich wieder an die Arbeit“, erklärte er seinen folgenden Ablauf.

Denn bereits am Dienstag muss der Linkshänder sein erstes Match beim ATP-500-Turnier in Basel bestreiten. Dort trifft er auf den Weltranglisten-35. Tomas Martin Etcheverry aus Argentinien.

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Faire Kontrahenten: Ben Shelton und Ugo Humbert nach dem UTS-Finale 2024 in Frankfurt.

Faire Kontrahenten: Ben Shelton und Ugo Humbert nach dem UTS-Finale 2024 in Frankfurt.