Tim Pütz & Kevin Krawietz bei den ATP Finals 2024.

Kurz nachdem Tim Pütz und Kevin Krawietz bei den Olympischen Spielen in Paris Ende Juli angetreten waren, verriet Pütz im Gespräch mit Tennis Channel DE: “Wir wollen uns für die ATP Finals in Turin qualifizieren. Wir haben gut Punkte gesammelt, ohne dass irgendwo ein großer Coup dabei gewesen ist. Wir haben es gemacht, wie sehr fleißige Eichhörnchen, häufig gut und erfolgreich gespielt. Wir waren einfach konstant.”

Heute, knapp drei Monate später, hat das deutsche Erfolgsdoppel bereits das erste Match bei den ATP Finals in Turin absolviert. Nachdem Krawietz und Pütz bei den US Open das Endspiel erreicht hatten, kletterten sie bis auf Platz fünf im Race to Turin. Mit weiteren konstanten Leistungen sollte einer Teilnahme bei dem Turnier der besten acht Einzelspieler und Doppelteams der Saison 2024 also nichts mehr im Wege stehen.

Advertising

Das deutsche Doppel Kevin Krawietz & Tim Pütz erreichte bei den US Open 2024 das Endspiel.

Das deutsche Doppel Kevin Krawietz & Tim Pütz erreichte bei den US Open 2024 das Endspiel.

Tim Pütz über den Start in Turin: “War nicht sicher, dass ich es schaffen werde”

Nachdem Krawietz und Pütz trotz großer Reisestrapazen drei Matches bei den Davis Cup Gruppenspielen in Zhuhai, China, absolviert hatten, legten sie eine kurze Pause ein und reisten zurück nach Europa. Doch als sie beim 250er-Turnier in Antwerpen wieder ins Tourgeschehen eingriffen, folgte die Ernüchterung. Trotz einer 6:1-Führung gegen Mattwe Middelkoop und Andres Molteni im ersten Match musste Pütz aufgeben. Der Grund: eine Verletzung an der Wade.

Damit waren nicht nur die weiteren Turniere für die beiden Doppelspieler gefährdet. Vor allem die Teilnahme für die ATP Finals schien immer weiter in die Ferne zu rücken. “Mit meiner Wadenverletzung vor dreieinhalb Wochen war ich nicht hundertprozentig sicher, dass ich es zeitlich schaffen werde”, erklärte Pütz nun gegenüber Tennis Channel DE. Umso positiver blickt er also auf den ersten gemeinsamen Start mit Krawietz: “Ich bin happy, hier zu sein. Es ist ein Bonus.”

Advertising

Bereits 2021 und 2022 reiste Pütz zu den Finals nach Turin, zu diesem Zeitpunkt aber als Ersatzspieler mit Doppelpartner Michael Venus. Die Gegebenheiten kennt der 36-Jährige also schon. Dennoch genießt er sie auch in diesem Jahr in vollen Zügen: “Turin ist eine schöne Stadt. Das Hotel ist genau in der Stadtmitte. Viel Fußgängerzone, viele gute Restaurants, man kann schön Kaffee trinken gehen. Es ist eine schöne Woche hier.“ Auch das Format mit drei Gruppenspielen, über die man sich einen Platz im Halbfinale erarbeiten kann, sagt ihm zu: „Man kann sehr gut planen, wann man spielt durch das Format. Von daher haben wir bis jetzt eine gute Zeit hier.“

Tim Pütz über den Tennis- und Sinner-Boom in Italien: „Die ganze Stadt ist voll!“

Gleich in der ersten Partie traf das deutsche Doppel auf das topgesetzte Duo Mate Pavic/Marcelo Arevalo, das in diesem Jahr unter anderem die French Open gewonnen hatte. Vor gut besuchten Rängen überraschten Krawietz Pütz gegen die Turnierfavoriten mit einem souveränen 6:3, 6:4-Sieg. „Mit unserer Leistung bisher sind wir sehr zufrieden“, bestätigte Pütz nach dem Auftaktsieg.

Advertising

Was ihm ebenfalls auffiel: Die Tennisbegeisterung in Italien. Bereits bei den Trainingseinheiten der Topstars der Saison tummelten sich zahlreiche Fans rund um die Courts. Und auch die Doppelpartien wurden vor gut gefüllten Rängen ausgetragen.

„Die Atmosphäre ist spitzenmäßig. Man merkt eine richtige Begeisterung. Die ganze Stadt ist voll, man kriegt nirgendwo ein Hotelzimmer. Die Arena ist ab morgens um neun Uhr voll. Wenn man zum Training fährt, dann stehen die Leute schon Schlange rund ums Fan-Village“, berichtet Pütz. „Es ist eine absolute Tennisbegeisterung hier in Italien zu spüren. Sicherlich auch wegen Jannik Sinner, logischerweise. Es ist einfach schön zu sehen.“

Advertising

Italien im Tennisfieber: Zahlreiche Fans unterstützen Jannik Sinner bei den ATP Finals 2024.

Italien im Tennisfieber: Zahlreiche Fans unterstützen Jannik Sinner bei den ATP Finals 2024.

Tim Pütz mit Kevin Krawietz: Jahresziel erreicht! ✅

Genau aus dieser Tenniseuphorie will das Doppel auch für die nächsten zwei Gruppenmatches Energie schöpfen. „Da profitieren wir natürlich auch von, auch als Doppelspieler, dass selbst bei unseren Matches schon relativ viel los ist und einfach eine gute Stimmung ist.“

Wichtiger ist aber die gemeinsame Einstellung von Krawietz und Pütz, die wie gewohnt, entspannt und bodenständig ausfällt: „Nach der Verletzung bin ich in allererster Linie happy, hier zu sein“, so Pütz. „Von daher ist das überhaupt ein Bonus. Das wollen wir nicht vergessen und versuchen, die Lockerheit beizubehalten, um weiter erfolgreich zu spielen“, sagte er.

Denn unabhängig vom Ergebnis in Turin haben Krawietz und Pütz ihr Jahresziel bereits erreicht. Pütz analysiert:

Es ist schön, zu den besten acht Teams zu gehören. Das war unser Ziel Anfang des Jahres.

"Es ist schön, dass wir das geschafft haben, wenn auch als achtes Team. Wir haben insgesamt eine durchgängig solide Saison gespielt, ohne einen riesigen Ausreißer zu haben. Vielleicht mit der Ausnahme von den US Open, das Finale. Ansonsten haben wir immer ganz gut gepunktet, fast überall, wo wir waren. Von daher: eine sehr konstant gute Saison. Das ist ein schöner Abschluss hier.“

Advertising

Top eingespielt: Tim Pütz (re.) und Kevin Krawietz setzten sich in ihrem Auftaktmatch bei den ATP Finals 2024 gegen das an Nummer eins gesetzte Doppel Pavic/Arevalo durch.

Top eingespielt: Tim Pütz (re.) und Kevin Krawietz setzten sich in ihrem Auftaktmatch bei den ATP Finals 2024 gegen das an Nummer eins gesetzte Doppel Pavic/Arevalo durch.

Tim Pütz: „Können gegen jeden gewinnen, aber auch gegen jeden verlieren.“

Am Mittwochabend ab 18 Uhr bekommt es das deutsche Duo mit den Australian Open und French Open Finalisten Andrea Vavassori und Simone Bolelli aus Italien zu tun. Am Samstag folgt dann das letzte Gruppenmatch gegen Matthew Ebden und Rohan Bopanna. Nach dem Sieg über die Topgesetzten haben „KraPütz“, wie sie in deutschen Kreisen gerne genannt werden, bereits den ersten Schritt in Richtung Halbfinale gesetzt. Dennoch bleibt ihre Erwartungshaltung am Boden: „Uns ist bewusst, dass wir gegen jeden gewinnen können. Uns ist aber auch bewusst, dass es mit dem Format sehr schnell geht und man auch gegen jeden verlieren kann“, erklärt Pütz. „Von daher versuchen wir, uns nicht zu verrückt zu machen und einfach weiterzuspielen und hoffentlich noch ein, zwei Siege einzufahren im Laufe der Woche.“

Neben Pütz mit Doppelpartner Krawietz ist auch Alexander Zverev im Einsatz in Turin. Nach einem Auftaktsieg über Kumpel Andrey Rublev trifft er am Mittwochabend nach dem Match von Krawietz/Pütz, ab circa 20:30 Uhr, auf Casper Ruud.