Zum dritten Mal tritt Jan-Lennard Struff bei einem UTS-Event an. Anfang Dezember 2024 ist er allerdings zum ersten Mal beim Grand Final in London dabei.

Woche für Woche reisen die Profis der WTA- und ATP-Tour von Stadt zu Stadt, von Land zu Land oder von Kontinent zu Kontinent. Stundenlang verbringen sie deshalb an den verschiedensten Flughäfen der Welt, in den unterschiedlichsten Flugzeugen und erleben die verrücktesten Geschichten.

Doch sie reisen nicht alleine. Denn sie alle haben häufig Dinge im Gepäck, die die Flughafen-Mitarbeiter die Stirn runzeln lassen: Schläger, Tische oder auch Säcke voller fremder Wäsche.

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So reisen die Tennisspieler mit ihren Rackets

Dabei sind die Schläger wohl noch das gewöhnlichste Reisegut im Gepäck der Spieler. Immer wieder sah man in den Sozialen Medien aber auch, dass die Rackets demoliert oder komplett zerstört am nächsten Ort wieder ankamen. Wie handhaben die Profis also die Reise mit ihren heiligen Spielgeräten?

„Ich nehme meine Schläger für gewöhnlich mit an Bord“, erklärte der Argentinier Sebastian Baez beim ATP-Turnier in Hamburg. Wenn er darüber spricht, klingt das ganz problemlos.

Der deutsche Top-100-Spieler Jan-Lennard Struff bevorzugt es aber eher, mit leichtem Gepäck zu reisen. „Ich gebe meine Schläger momentan immer auf. Ich gehe lieber nur mit einem Rucksack und schleppe nicht so gerne eine Tennistasche mit mir herum.“

Jan-Lennard Struff bevorzugt es, mit leichtem Gepäck, wie einem Rucksack ins Flugzeug zu steigen. Seine Schläger gibt er lieber auf.

Jan-Lennard Struff bevorzugt es, mit leichtem Gepäck, wie einem Rucksack ins Flugzeug zu steigen. Seine Schläger gibt er lieber auf.

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In der Vergangenheit hatte er seine Rackets aber auch gelegentlich mit an Bord genommen. „Viele nehmen sie mit in den Flieger. Meistens passen sie oben in die Staufächer, aber sie nehmen natürlich viel Platz weg – gerade, wenn es mal voll ist.“

Als Struff davon berichtet, fällt ihm ein Moment in Australien ein:

Wenn der Flieger manchmal besonders voll ist, muss man die Schläger vor dem Flugzeug abgeben. Ich möchte jetzt keinen Namen nennen, aber bei einer Airline ist es mir passiert, dass sie mir die Schläger abgenommen haben nach der Security-Kontrolle, als wir nach Australien geflogen sind. Ich musste dann mit einem Officer irgendwo rumlaufen und wusste nicht, wohin es geht.

Dieser Moment scheint so prägend für den 35-Jährigen gewesen zu sein, dass er sich deshalb für eine andere Variante entschied: „Ich gebe die Schläger lieber ab, das ist komfortabler“, lachte er.

Das birgt natürlich ein Risiko: „Wenn die Tasche nicht ankommt, ist man ein bisschen aufgeschmissen, oder wenn etwas kaputt geht. Bei mir ist immer alles heile angekommen.“ Dann schmunzelt er erneut: „Vielleicht passiert es jetzt beim nächsten Mal, weil wir gerade darüber gesprochen haben.“

Leichtes Gepäck? Eher nicht für Sebastian Baez, der häufig nicht nur mit Schlägern reist, sondern auch einen Massage-Tisch mit rund um die Welt nimmt.

Leichtes Gepäck? Eher nicht für Sebastian Baez, der häufig nicht nur mit Schlägern reist, sondern auch einen Massage-Tisch mit rund um die Welt nimmt.

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Sebastian Baez & der verlorene Massage-Tisch

Weniger Glück hatten Sebastian Baez und sein Team auf seinem Flug von Bordeaux, wo er ein Challenger-Turnier gespielt hatte, nach Hamburg. „Wir hatten einen Massage-Tisch dabei, der nicht in Hamburg angekommen ist. Also haben wir am Flughafen gewartet. Dort haben sie uns erzählt, dass er in Barcelona ist.“

In einer Entfernung von fast 1.500 Kilometern hilft dem Argentinier der Massagetisch nicht wirklich. Aber wie ist er eigentlich in Spanien gelandet? „Wir hatten dort einen Zwischenstopp“, erklärte Baez.

Bis der Massagetisch dann in Hamburg eintraf, vergingen einige Stunden.

Eigentlich sollte der Tisch am nächsten Tag um 12 Uhr morgens am Hotel ankommen. Irgendwann war es fünf oder sechs Uhr abends und er war immer noch nicht da. Also sind wir zurück zum Flughafen gefahren. Um sieben Uhr abends kam er dann am Hotel an.

In einem so stressigen Alltag sind das natürlich Umstände, die die Abläufe der Profis einschränken können. Aber Baez scheint das entspannt anzugehen und lacht weiter: „Ich habe Tausende von diesen Geschichten.“

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Tausende dieser Geschichten hat auch Andrey Rublev, allerdings wollen sie ihm nicht einfallen. „Unser Tagesablauf ist immer gleich. Du stehst auf, frühstückst, trainierst, gehst zurück ins Hotel. Dann wachst du morgens auf, frühstückst wieder, trainierst und gehst zum Hotel. Das sind Monat für Monat die gleichen Abläufe. Wir reisen so viel, da passieren so viele Dinge, auch witzige, aber ich habe keine einzige in meinem Kopf, es tut mir leid“, sagte der 27-Jährige gegenüber Tennis Channel.

Wie die Wäsche der Tennisspieler um die Welt reist

Doch Jan-Lennard Struff hat noch eine Story „im Gepäck“. Dafür blickte er gemeinsam mit Tennis Channel zurück auf sein Interview am TC Desk in Madrid. Dort bewunderte Moderator Prakash Amritraj nämlich die starken Arme des Serve-and-Volley-Spielers, die er in seinem Tanktop perfekt in Szene setzte. Doch das war überhaupt nicht Struffis Absicht. Denn er gestand etwas verlegen: „Eigentlich sind alle meine anderen T-Shirts einfach in der Wäsche.“

Jan-Lennard Struff: „Alle meine anderen T-Shirts sind in der Wäsche!“  

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In diesem Fall hatte Struff aber noch Glück, denn pünktlich zu seinem nächsten Match kamen die T-Shirts wieder frisch gewaschen zurück.

Wir können in den Koffern nicht so viele Sachen mitnehmen. Dann wägt man ab, wenn man mal drei bis vier Wochen unterwegs ist. Wie viel nehme ich mit? Nehme ich eine zweite Tasche mit? Nehme ich Übergepäck mit? Wie viel an Alltags-Sachen? Nur Tennis-Sachen?

Deshalb ist das Wäsche-Service-Angebot für die Spieler sehr hilfreich. Dort können sie einen Sack mit Wäsche abgeben und bekommen diesen dann später wieder frisch gewaschen zurück.

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Aber Struffi lacht: „Man weiß natürlich nie, wie die Sachen wiederkommen. Wurden sie zu heiß gewaschen? Weiß und schwarz zusammen? Sind sie verfärbt? Bei größeren Turnieren findet man auch mal ein anderes Wäschestück bei sich oder man verliert ein paar Sachen.“ Nichtsdestotrotz beschreibt er diesen Service als „das ist ein Luxus, dass man die Wäsche gewaschen bekommt“.

Allerdings müssen die Spieler auch die Wäsche-Zeiten beachten. „Wenn man die Return-Zeiten verpasst, bekommt man die Sachen vielleicht erst in eineinhalb Tagen wieder. Das ist mir in Madrid oder Estoril passiert“, erzählte er. Die Rettung in dieser Sekunde war aber sein Physio, der ihm die Wäsche dann nach Rom mitgebracht hatte. Struff selbst wurde auch schon zum Wäsche-Kurier. „Das passiert einfach mal. Dann habe ich für andere Spieler die Sachen mitgenommen oder ein paar Kollegen die für mich.“

Man lernt also: Tennisprofis brauchen nicht nur Köpfchen, wenn sie auf den Platz gehen und ihre Matches bestreiten. Nein, sie müssen sich auch beim Reisen in kleine Logistik-Genies verwandeln, sodass sie mit möglichst leichtem Gepäck um die Welt tingeln können.