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Zu schüchtern, zu passiv und zu zurückhaltend startete Daniel Altmaier am Sonntagabend in seine Achtelfinal-Partie gegen den Top-20-Spieler Frances Tiafoe. Auf dem Court Suzanne Lenglen, dem zweitgrößten Stadion im Stade Roland Garros, musste der Deutsche nach Matches von Tommy Paul, Qinwen Zheng und Aryna Sabalenka gegen den Amerikaner antreten. Doch mit der Größe des Courts hatte Altmaier keine Probleme, immerhin hatte er wenige Tage zuvor den Weltranglisten-Vierten Taylor Fritz auf dem drittgrößten Platz, dem Court Simonne Mathieu, ausgeschaltet.

Vielleicht fing Altmaier nun aber das erste Mal seit diesem Match an nachzudenken – darüber, dass ein Sieg über Tiafoe der größte Erfolg seiner Karriere sein könnte. Aber zugegeben: Auch wenn der US-Amerikaner nicht gerade als Sandplatzspezialist bekannt ist, spielte er in Paris vielleicht sein bestes Tennis auf der roten Asche. Wovon er gegen Altmaier vor allem profitierte: dass er den Aufschlag des 26-Jährigen nahezu perfekt lesen und dementsprechend aggressiv returnieren konnte. Zudem gelang es ihm seinen variantenreichen Spielstil, den er eigentlich am besten auf Hardcourt zeigt, auf Sandplatz zu transferieren. Bedeutet: viele kurze Ballwechsel, Netzangriffe und Gewinnschläge.

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Roland Garros 2025: Wie Tiafoe Hartplatz-Tennis auf die rote Asche brachte

Altmaier hingegen brauchte etwas Zeit, um aufzutauen. Nachdem er zwei Breaks in Folge kassierte, wurde er dann doch lauter und fing an sich mit „Come On“-Rufen anzufeuern. Ein Rebreak gelang ihm in Satz Nummer eins noch. Aber abgesehen davon war Tiafoe in seinen Aufschlagspielen einfach zu stark und zu verspielt. Altmaier hingegen agierte zu passiv. Die Konsequenz: 3:6 aus Sicht von Altmaier nach 31 Minuten.

Je länger das Match aber andauerte, desto mehr taute Altmaier auf. Immer wieder ballte er die Faust und versuchte dem trickreichen Spiel von Tiafoe zu entkommen, indem er mehr Winkel spielte und seine eigentliche Stärke – nämlich die Raffinesse auf Sand – zum Vorschein brachte. Und während er Tiafoe vermehrt in die Defensive drängte, wurde er aber selbst zu mutig und riskierte somit die ersten Breakbälle gegen sich im zweiten Satz. Mit einem Volley-Fehler besiegelte Altmaier dann die Führung des Amerikaners und wenige Minuten später den 0:2-Satzrückstand.

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Um die Ballwechsel kürzer zu halten, suchte Tiafoe immer wieder den Weg ans Netz. 30 seiner 37 Netzangriffe gewann er, also 81 %.

Um die Ballwechsel kürzer zu halten, suchte Tiafoe immer wieder den Weg ans Netz. 30 seiner 37 Netzangriffe gewann er, also 81 %.

Dann tat Altmaier das, was ihm bereits in seinem Drittrunden-Match gegen Hamad Medjedovic geholfen hatte. Nämlich den Platz zu verlassen und kurz durchzuatmen. Über fünf Minuten war der Deutsche verschwunden, woraufhin er einen kecken Kommentar des Schiedsrichters erntete. Davon ließ er sich aber nicht beirren und startete mit einem souveränen Aufschlagspiel in den dritten Satz.

Das Momentum wechselte dann im vierten Spiel des dritten Satzes, als Altmaier seine defensive Position verließ, seine Schläge gut platzierte und sich das erste Break gegen den 27-Jährigen klar machte. Doch auf dieser Welle konnte er nicht lange surfen, denn Tiafoe legte im nächsten Aufschlagspiel des gebürtigen Kempeners noch einen Zahn zu, suchte wieder den Weg ans Netz und profitierte von zwei glücklichen Linientreffern seinerseits – ein schnelles Rebreak.

Damit aber nicht genug: Denn auf zwei Breaks folgte ein drittes, das Altmaier wieder mit 4:2 in Führung brachte. Wenige Minuten später servierte der Deutsche dann bei 5:3 zum Satzgewinn. Doch ein unglücklicher Versuch, einen Stopp zu spielen, sowie ein wuchtiger Return von Tiafoe brachten den Amerikaner zurück ins Spiel. Es ging also in den Tiebreak.

Dort profitierte Tiafoe erneut von einigen vermeidbaren Fehlern des Deutschen. Letztendlich war es ein Return-Fehler, der dem Amerikaner seinen ersten Einzug ins Viertelfinale von Roland Garros sicherte – ganz ohne Satzverlust.

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"In den ersten zwei Sätzen habe ich toll gespielt. Ab dem dritten Satz hat er dann mehr Bälle getroffen, viele hohe Bälle gespielt. Es war sehr hart. Ich bin froh, in der nächsten Runde zu sein", sagte Tiafoe später im On-Court-Interview.

Wie er später zugab, verfolgte er eine spezielle Taktik: "Ich mag es nicht, so viel zu laufen. Deshalb habe ich versucht die Ballwechsel kurz zu halten und schnell zu spielen" – mit Erfolg!

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Daniel Altmaier: "Es tut weh, in drei Sätzen zu verlieren!"

Altmaier verpasste gleichzeitig sein erstes Grand-Slam-Viertelfinale. Nichtsdestotrotz kann der 26-Jährige auf ein erfolgreiches Turnier zurückblicken, das ihn im Live-Ranking auf Platz 51 katapultierte – also nur vier Plätze von seiner bisherigen Bestmarke auf Rang 47 (2023) entfernt.

Selbst analysierte er die Partie gegen Tiafoe wie folgt: "Ich denke schon, dass mehr drin war. Bis 4:0 im ersten Satz hat Tiafoe mich ein bisschen überrollt, hat sehr gut gespielt. Ich habe ihn noch nie so auf Asche spielen gesehen. Ab dann war es relativ ausgeglichen. Aber ich hätte ihn definitiv breaken können im zweiten Satz. Die Chancen nicht zu nutzen, tut halt weh."

Daniel Altmaier: "Tut weh, die Chancen nicht zu nutzen"

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Siegemund weiter auf der Erfolgsspur

Auch Laura Siegemund hatte am Sonntag einen Auftritt – im Mixed an der Seite von Edouard Roger-Vasselin. Nach einem spielfreien Samstag traf sie mit ihrem französischen Partner in der zweiten Runde des Mixed-Wettbewerbs auf Christian Harrison und Nicole Melichar-Martinez. Gegen das amerikanische Duo gingen sie erst mit 3:6 in Rückstand, bevor sich die Vorjahressieger mit einem 6:4 im zweiten Satz in den entscheidenden Tiebreak retteten. Dort wurde es dann noch mal richtig eng, obwohl Siegemund/Roger-Vasselin mit 7:2 in Führung gingen. Die beiden Amerikaner kämpften sich nämlich noch mal auf 8:7 heran, bevor das deutsch-französische Duo in letzter Sekunde noch den 10:8-Sieg klarmachen konnte.

Nun geht es für die Titelverteidiger am Dienstag erneut gegen ein amerikanisches Duo weiter. Dort warten im Viertelfinale nämlich Taylor Townsend und Evan King. Zuvor spielt die Deutsche aber noch im Doppel. Dort hat sie nämlich gemeinsam mit Beatriz Haddad Maia die dritte Runde erreicht. Am Montag treffen sie ab circa 12:30 Uhr auf Sara Errani und Jasmine Paolini.