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Die Olympischen Spiele 2024 waren für die professionellen Tennisspieler und ihre Fans eine riesengroße Gefühlsachterbahn. Nur knapp eine Woche wurde im Stade Roland Garros gespielt und dennoch wusste man nicht, wo man zuerst hinschauen sollte. Während sich zwei Tennisgrößen aus dem Profigeschehen in Paris verabschiedeten, kämpfte ein anderer um die noch fehlende Medaille in seiner Trophäen-Vitrine. Wiederum andere Tennisprofis versuchten mit den Umständen im olympischen Dorf klarzukommen und sich bestmöglich auf eine Titelverteidigung oder den ersten großen Coup bei Olympia einzustellen.

Olympia 2024: Große Abschiede und wahrgewordene Lebensträume

Mischa Zverev und Matthias Stach blicken in der zehnten Podcast-Folge von „Volleys and Tweeners“ zurück auf die Olympischen Spiele und nehmen dabei die Karriereenden von Angelique Kerber und Andy Murray, die erste Goldmedaille von Novak Djokovic sowie die Herausforderungen von Alexander Zverev und Iga Swiatek genauer unter die Lupe.

Aber irgendwann habe ich mir gedacht: Sollte die Eröffnungsfeier bei den Olympischen Spielen nicht für die Athletinnen und Athleten sein?

Am Freitag, den 26. Juli um 19:30 Uhr blickte die ganze Sportwelt in Frankreichs Hauptstadt Paris. Denn dort fand die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2024 statt. Die bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Paris, der Eiffelturm, die Seine, der Arc de Triumphe und der Louvre – sie alle waren in die große Auftakt-Veranstaltung eingebunden. Knapp 600.000 Zuschauerinnen und Zuschauer waren vor Ort, wieder andere verfolgten die Zeremonie vor den Fernsehern. Doch wie kam das ganze Schauspiel bei den Sportlern selbst an?

„Es war kulturell interessant, auch wie Frankreich die eigene Geschichte erzählt hat“, schwelgte Matthias Stach in Erinnerungen. „Aber irgendwann habe ich mir gedacht: Sollte die Eröffnungsfeier bei den Olympischen Spielen nicht für die Athletinnen und Athleten sein? Das habe ich nicht gesehen.“ Mischa Zverev stimmte zu: „Eigentlich sollten die Athleten im Mittelpunkt stehen. Die waren halt da, aber mehr so als Deko“, so der ältere Bruder von Alexander Zverev.

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Die Strapazen außerhalb des Sports waren doch sehr extrem. Das fand ich schade.

Die Olympischen Spiele selbst, seien für die Fans vor Ort „traumhaft“ gewesen, meinte Zverev. Aus Athleten-Sicht habe er aber auch andere Erfahrungen mitbekommen: „Es gab nicht genug zu essen, die Qualität des Essens war nicht gut und du musstest bis zu einer Stunde warten, bis du was zu essen bekamst. Jetzt stell dir mal vor, du läufst einen halben Marathon und stehst dann eine Stunde an, bis du Essen bekommst. […] Dann gab es auch Tage, da gab es nicht mal genug Trinkwasser“, berichtet der 36-Jährige.

Mischa Zverev erklärt: Warum ist sein Bruder im Viertelfinale der Olympischen Spiele gescheitert?

Weiter erzählt der Deutsche über die Wohnsituation einer amerikanischen Damen-Gruppe, die „mit zehn Mädels in einem Appartement mit zwei Badezimmern untergebracht waren. Das ist ungenügend, das ist nicht ausreichend“, kritisierte er. Welche Auswirkungen diese Bedingungen auf seinen jüngeren Bruder hatten, der eine Titelverteidigung bei den Olympischen Spielen angestrebt hatte, weiß Mischa: „Er war einfach müde. […] Die Strapazen außerhalb des Sports waren doch sehr extrem. Das fand ich schade.“

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Zverev verlässt nach seiner Viertelfinalniederlage bei Paris 2024 den Platz.

Zverev verlässt nach seiner Viertelfinalniederlage bei Paris 2024 den Platz.

Für Alexander Zverev hatte es letztendlich nicht für die Titelverteidigung in Paris gereicht. „Man hat klargesehen, dass er alles gebracht hat. Aber im Viertelfinale gegen Musetti hatte er körperlich nicht mehr zuzusetzen. Wie würdest du das bewerten?“, fragte Stach den älteren der zwei Zverev-Brüder. „Wir haben die Checks gemacht und warten auf die Blutbilder. Ihm geht’s gut. Er war einfach nur platt und konnte sich zwischen den Matches nicht schnell genug erholen“, erklärte Zverev daraufhin.

Das verstehe ich immer noch nicht: Wie kannst du nach einer Knie-OP ein Wimbledon-Finale spielen?

So überraschend, wie Zverevs-Viertelfinal-Aus war letztendlich auch der Sieg von Novak Djokovic. „Die Saison lief eigentlich nicht so gut für Novak Djokovic“, holte Mischa Zverev aus. „2023 hat er drei Grand Slams gewonnen und das, was er gewinnen musste gegen Alcaraz, hat er im Finale verloren. Dann kam er nach Australien, hat zuvor noch im Davis Cup-Finale verloren, und er war auch einfach müde. […] Dann verletzt er sich in Paris am Knie, einen Tag später heißt es, er habe die Knie-OP gut überstanden. Alle haben gedacht, dass das Wochen, Monate, wenn nicht sogar ein Jahr dauert“, blickt der ehemalige Top-30-Spieler auf Anfang Juni zurück.

„In Wimbledon haben wir gedacht: No way!“, fügte Stach hinzu. Zverev bestärkte: „Wimbledon, Olympische Spiele – keine Chance, kannst du abhaken! […] Aber dann schafft er es irgendwie in Wimbledon zu spielen und kommt ins Finale. Ich verstehe ich das immer noch nicht: Wie kannst du nach einer Knie-OP ein Wimbledon-Finale spielen?“

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"Du kannst nicht gegen die Statistiken argumentieren", meinte Alexander Zverev, wenn es um die Frage des GOAT im Tennis geht. Deshalb sieht er Novak Djokovic ganz vorne.

"Du kannst nicht gegen die Statistiken argumentieren", meinte Alexander Zverev, wenn es um die Frage des GOAT im Tennis geht. Deshalb sieht er Novak Djokovic ganz vorne.

Gemeinsam analysieren beide das unfassbare Comeback des Serben, was ihn in Paris so erfolgreich gemacht hat und wie er sich seinen langersehnten Traum dann doch noch erfüllen konnte. Stach meint: „Du hast ihm angemerkt, wie clever er mit seinen Emotionen umgegangen ist.“

Diese Bilder werde ich nie vergessen!

Apropos Emotionen: Mit denen hatte die größte Favoritin auf die Goldmedaille im Dameneinzel schwer zu kämpfen – Iga Swiatek. „Diese Bilder werde ich nicht vergessen“, gibt Stach zu. Zverev überlegte: „Sie macht sich immer selbst so viel Druck. Manchmal verstehe ich nicht ganz warum.“ Im Zuge dessen spricht der 36-Jährige die Mentaltrainerin der Polin hat: „Was wäre, wenn sie die nicht hätte? Wäre es dann noch schlimmer? Oder wäre es fast besser?“

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„Manchmal habe ich das Gefühl, sie hat Panik, wenn es auf dem Platz nicht läuft. Dann weiß sie gar nicht, wohin mit ihr und macht ihre Bewegungen noch schneller: Wasser trinken, Schläger nehmen, vor dem Aufschlag hüpfen. Dann fängst du auch an mitzuhüpfen, weil sie das auf dich überträgt.“

„Ich sehe das auch so“, stimmt Stach zu. „Es muss da irgendwie druckbefreiende Lösungen geben.“ Wie diese aussehen könnten, lässt Stach und Zverev allerdings ratlos.

Tschüss Angie! – "Kann man würdevoller und stärker zurücktreten?"

Anders als Iga Swiatek, die sich auf dem roten Sandplatz in Paris zuhause fühlt, sagte Angelique Kerber in der Vergangenheit immer: „Roland Garros kann ich gar nicht!“, erzählt Stach von den Begegnungen mit der ehemaligen Nummer eins der Welt. Erst wenige Tage vor Beginn der Olympischen Spiele in Paris verkündete Kerber, dass dieser Wettbewerb ihr Letzter auf der Tennistour sei. Und obwohl Sandplatz nicht zu ihren Lieblingsbelägen zählte, kämpfte sich Kerber bei ihrem letzten Turnier vor bis ins Viertelfinale. „Was war das bitte für eine Geschichte? Kannst du würdevoller und stärker zurücktreten? Das geht doch nicht!“, freute sich Stach.

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Sie war wie eine Lokomotive. Sie hört nicht auf und spielt weiter. Ich hätte sie gerne noch ein bis zwei Jahre länger spielen gesehen.

Zverev war hautnah mit dabei: „Angie ist eine Legende. Sie hat wirklich schönes Tennis gespielt, es hat wirklich Spaß gemacht.  Ich durfte all ihre Matches live kommentieren. Das war traumhaft. Sie hat klug gespielt, sie hat überlegen gespielt, sie hat gekämpft. Ihr Fitnesslevel nach der Geburt ihres Kindes. Es war so heiß in Paris. Man hatte immer das Gefühl, es ist anstrengend, sie ist müde. Aber sie war wie eine Lokomotive. Sie hört nicht auf und spielt weiter“, schwärmt Zverev über das Abschieds-Turnier der dreifachen Grand Slam-Siegerin. „Ich hätte sie gerne noch ein bis zwei Jahre länger spielen gesehen“, trauert der Linkshänder.

Ein würdiges Karriereende für Andy Murray

Auch für „Sir Andy Murray“ waren die Olympischen Spiele die Endstation einer langen und hart erkämpften Karriere. „Da bricht was weg“, denkt Stach über Murrays Rücktritt. Zverev meint: „Eine Legende. Er gehörte zu den ganz Großen. Er hatte seine eigene Art und Weise auf dem Platz, die nicht jeder attraktiv fand. […] Er trat „in style“ zurück. Einige haben gesagt, er hat seine Doppelmatches so bestritten, wie er seine ganze Karriere immer gespielt hat: Eigentlich hatte er schon verloren, fünf Matchbälle abgewehrt und dann am Ende doch irgendwie gewonnen.“

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Total geladen: Andy Murray kämpfte an der Seite von Dan Evans im Doppel der Olympischen Spiele bis zum bitteren Ende.

Total geladen: Andy Murray kämpfte an der Seite von Dan Evans im Doppel der Olympischen Spiele bis zum bitteren Ende.

Die Top-3-Matches von Andy Murray

Gemeinsam gehen Zverev und Stach ihre Top-3-Matches von Andy Murray durch. Was war das Highlight oder der Wendepunkt von Andy Murrays Karriere? Der Sieg bei den Olympischen Spielen 2012 in London? Der US Open-Sieg 2013? Oder doch die Finalniederlage in Wimbledon 2012 gegen Roger Federer?

All das sowie eine Reise durch die Tennis-Historie und einen Rückblick auf die Tennis Channel Bundesliga hört ihr ab Mittwoch, den 14. August, in Folge 10 im Podcast „Volleys & Tweeners“ von Mischa Zverev und Matthias Stach auf tennischannel.de.