Justin Engel @UTS 2024 in Frankfurt

Kurz nach seinem 17. Geburtstag gewann Justin Engel bei seinem Debüt auf der ATP-Tour sein erstes Match. Engel stand gerade auf Platz 458 der Herren-Weltrangliste und traf auf Coleman Wong aus Hong Kong (ATP 133), den er mit 7:5, 6:4 bezwang.

Dann ging alles ganz schnell für den jungen Nachwuchsspieler aus Nürnberg. Denn plötzlich stand er im Rampenlicht in Deutschland – aber auch international. Denn mit seinem ersten ATP-Matchgewinn wurde er nicht nur der jüngste Spieler seit einem gewissen Carlos Alcaraz, der eine Partie auf ATP-Niveau gewann, sondern auch der erste Spieler, der 2007 geboren wurde und ein Match auf der Herren-Tour für sich entschied.

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Justin Engel: Von 0 auf 100 – ein Youngster mit Selbstbewusstsein & großen Zielen

Nur wenige Tage nach seinem ersten ATP-Sieg wurde er dann von Patrick Mouratoglou nach Frankfurt zum Ultimate Tennis Showdown (UTS) als Ersatzspieler eingeladen. Hier trainierte er dann mit Tennisgrößen wie Dominic Thiem oder Jan-Lennard Struff. Auch bei den jungen Tennisfans war die Euphorie groß, als Engel am Platzrand stand, um die Matches seiner Kollegen zu verfolgen. Immer wieder kamen Kids gelaufen, um ein Autogramm oder ein Selfie mit Engel zu ergattern.

Trotz seines jungen Alters von 17 Jahren genießt Engel das Leben als Profisportler und Teil der ATP-Tour. Dass ihn teilweise über 15 Jahre Altersunterschied von Mitspielern wie Struffi trennen, merkt man nicht. Denn der Rechtshänder tritt selbstbewusst, aufgeschlossen und zielstrebig auf. Er scheut sich nicht davor, seine Ziele klar auszusprechen oder seine Meinung zu sagen. All das scheint er dennoch wohl überlegt zu tun.

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Mit Philipp Kohlschreiber Richtung Weltspitze

Denn er will Grand Slam-Titel gewinnen und die Nummer eins der Weltrangliste werden. Dass es einer Menge harter Arbeit bedarf, weiß er. Dabei soll ihn künftig nicht mehr nur sein Vater als Coach unterstützen. Denn Ende Oktober verkündete Engel die Zusammenarbeit mit Ex-Profi Philipp Kohlschreiber. Kohlschreiber selbst, 41 Jahre alt, beendete 2022 seine Karriere als professioneller Tennisspieler. Er gewann acht ATP-Titel, erreichte das Viertelfinale von Wimbledon 2012 und stand auf Platz 16 der Weltrangliste.

“Mit Blick auf die Rangliste ist er der beste Jugendliche auf der Welt. Deswegen ist das eine große Ehre für mich, dass da das Vertrauen auch zurückkommt. Ich versuche mit meiner Energie und meinem Wissen ihm den besten Weg zu ebnen, damit er an die Weltspitze kommt”, freute sich Kohlschreiber über seine neue Aufgabe.

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Wie Justin Engel selbst seiner Karriere als Tennisspieler entgegen blickt, wo seine Herausforderungen in den kommenden Jahren liegen werden und warum er es genießt, mit Spielern wie Alcaraz oder Zverev verglichen zu werden, verrät der 17-Jährige im Interview mit Tennis Channel DE. Außerdem spricht er über seine Wurzeln und welcher Profisportler ihn überhaupt zum Tennis gebracht hat.

Justin Engel im Interview: "Das gibt mir mehr Motivation"

Justin, eine große Reise liegt hinter dir. Noch zu Beginn des Jahres hast du ITF-Turniere gespielt, dann kamen Challenger-Events und jetzt dein erstes ATP-Turnier. Wie hast du die Monate erlebt?

Davor habe ich noch die Juniors gespielt und dann kam das Future in Österreich. Da habe ich mich super gefühlt und habe das gleich dann mal gewonnen. Seitdem war es so, dass ich wusste, dass ich bei der Herrentour mitspielen kann. Jetzt habe ich schon viel gewonnen und freue mich da weiterzumachen.

Beim UTS bist du inmitten vieler Top-100-Spielern. Wie fühlt sich das für dich an?

Super. Ich meine, es ging jetzt alles so schnell. Jetzt bin ich die ganze Zeit mit denen unterwegs und es macht Spaß. Alle sind freundlich.

Auf der Tennistour ist man viel unterwegs. Wie kommst du damit klar?

Bei den Junioren war es schon die ganze Zeit so, dass ich überall unterwegs bin. Das ist nichts Neues für mich. Der Unterschied ist, dass ich jetzt mit berühmteren Leuten zusammen bin. Und das macht natürlich extra Spaß und gibt mir mehr Motivation.

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So startete die Tenniskarriere von Justin Engel

Welches Treffen aus den vergangenen Wochen ist dir denn besonders im Kopf geblieben?

Frances Tiafoe in Kasachstan. Er ist ein super Typ, ein lustiger Typ. Ich habe mit ihm oft geredet. Es ist einfach mal was anderes, was Neues. Alle sind total freundlich, auch Aslan Karatsev. Das sind einfach total super Menschen.

Als Kind hast du eine Zeit lang bei deinen Großeltern in Moldawien gelebt. An was erinnerst du dich dann aus der Zeit?

Das war witzig. Ich habe da ein paar Jahre mit Radu Albot trainiert. Der war ein paar Jahre mein Coach in Moldawien, also in Chişinău, da habe ich gewohnt. Mein Vater war auch Tennisspieler und wollte, dass ich mit Radu Albot trainiere. So kam das mit dem Tennis zustande.

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In einer Selbsteinschätzung sagt uns Engel: „Ich wusste, dass ich Tennis spielen kann, mit dem ich auf der ATP Tour Matches gewinnen kann. Ich habe einen starken Aufschlag. Ich bin ziemlich groß. Meine besten Schläge sind wahrscheinlich meine Rückhand und mein Aufschlag. Ich bin hinter der Grundlinie sehr solide.“

In einer Selbsteinschätzung sagt uns Engel: „Ich wusste, dass ich Tennis spielen kann, mit dem ich auf der ATP Tour Matches gewinnen kann. Ich habe einen starken Aufschlag. Ich bin ziemlich groß. Meine besten Schläge sind wahrscheinlich meine Rückhand und mein Aufschlag. Ich bin hinter der Grundlinie sehr solide.“

Es macht doppelt so viel Spaß, mit meinem Vater die Erfolge zu feiern.

Wo hast du gelernt, vier Sprachen zu sprechen?

Meine Mutter ist in Russland geboren, meine Oma kommt aus Moldawien, mein Opa aus der Ukraine. In Moldawien spricht man oft zwei Sprachen, Russisch und Rumänisch. Früher konnte ich Russisch fließend reden und habe alles verstanden. Aber jetzt verstehe ich es nur noch, sprechen kann ich nicht mehr, weil ich nicht mehr so oft mit meinem Opa bin. Nur er kann Russisch. Rumänisch kann ich immer noch, weil meine Oma oft zu mir zu Besuch kommt. Mit ihr spreche ich nur Rumänisch. Mit meiner Mutter rede ich Deutsch oder manchmal Rumänisch, es kommt drauf an. Mit meinem Vater nur Deutsch. Deshalb spreche ich so viele Sprachen.

Dein Vater ist viel mit dir unterwegs, coacht dich auch.  Wie ist euer Vater-Sohn-Verhältnis? Ist es manchmal anstrengend?

Es ist natürlich manchmal schwierig. Aber es macht natürlich doppelt so viel Spaß, mit ihm die Erfolge zu feiern. In der Familie ist es immer etwas Schönes. Letztendlich wäre ich ohne meinen Vater nirgendwo. Ich bin total dankbar, dass er das alles so mit mir gemacht hat.

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Es ist schade, dass Nadal aufhört. Ich wollte gerne mal gegen ihn spielen, wenn ich älter bin.

Wenn du dir jemanden aussuchen könntest, von dem du einen Tag gecoacht wirst, wer wäre das?

Mein Idol Rafael Nadal. Er ist mental ein super starker Typ. Ich möchte von ihm darin gecoacht werden, wie es ist, vor vielen Zuschauern zu spielen. Und wie man sich verhält. Das wäre ganz interessant.

Wie war denn deine Reaktion, als du von seinem Karriereende gehört hast?

Das war ein sehr trauriger Tag. Ich habe es gleich meinem Vater gesagt und konnte es fast gar nicht glauben. Es ist schade, dass es schon aufhört. Ich wollte gerne mal gegen ihn spielen, wenn ich ein bisschen älter bin. Leider konnte ich ihm nie live zusehen, nur am Fernsehen. Aber vielleicht sehen wir uns mal irgendwann später mal.

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In seinem ersten ATP-Match in Almaty 2024 konnte Engel neun der zehn Breakbälle abwehren, um seinen ersten Sieg einzufahren.

In seinem ersten ATP-Match in Almaty 2024 konnte Engel neun der zehn Breakbälle abwehren, um seinen ersten Sieg einzufahren.

Ich werde immer schön am Boden bleiben, egal was ist.

Was bewunderst du so sehr an Rafael Nadal?

Generell seinen Charakter. Er ist ein super Typ. Jeder liebt ihn. Er ist ein Kämpfer, er ist freundlich zu den Menschen, nicht arrogant. Genau so will ich auch sein. Ich werde immer schön am Boden bleiben, egal was ist.

Inwieweit macht es dir Druck, mit Zverev oder Alcaraz verglichen zu werden?

Ah nein, das freut mich eher. Ich weiß, jetzt wird viel über mich gesprochen. Aber es ist kein negativer Druck. Ich freue mich jedes Mal, wenn so über mich so gesprochen wird. Ich gebe einfach jeden Tag alles, um weiter solche Erfolge zu haben.

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Durch den Kampfsport bist du härter erzogen, ernster, disziplinierter. Deswegen kann ich 6 Stunden am Tag trainieren, zwölf Tage am Stück ohne Schmerzen.

Du hast große Ziele, willst die Nummer 1 werden und Grand Slams gewinnen. Wie möchtest du das erreichen?

Vielleicht muss ich ein bisschen älter werden. Ich glaube, ich mache schon fast alles richtig. Es fehlt nicht viel nach oben. Es ist einfach nur mental. Die meisten Matches gewinnt man nicht, weil man einfach der bessere Spieler ist, sondern weil man mental stärker ist als der Gegner. Das fehlt mir vielleicht ein bisschen. Ich bin mental stark auf dem Platz, aber die Profis da oben, die wissen, wie es ist, bei einem Spielstand so zu spielen. Sie wissen, wie man sich verhält.

Du hast eine Zeit lang Kickboxen gemacht. Was kann man als Tennisspieler vom Kickboxen lernen?

Auf jeden Fall die Disziplin. in jeder Kampfsportart ist es so, dass man sehr viel Disziplin lernt. Du bist ein bisschen härter erzogen durch diese ganzen Kampfsport-Sachen und du bist ein bisschen ernster und disziplinierter. Das hilft natürlich total beim Tennis. Deswegen bin ich so ein Spieler, der sechs Stunden am Tag trainieren kann, zwölf Tage am Stück, ohne Schmerzen.

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Gehört Kickboxen noch zu deiner Tagesroutine?

Nicht mehr so viel. Einmal die Woche trainiere ich ein bisschen am Sandsack, aber nicht mehr mit Coach.

Die Saison 2024 neigt sich dem Ende zu. Was sind deine Ziele bis Ende des Jahres?

Alle Ziele, die ich gehabt habe, sind schon erreicht. Jetzt ist alles nur Bonus. Ich gebe nochmal alles und versuche, eine bessere Ranglistenposition zu holen, vielleicht Platz 350, sodass ich vielleicht die Wildcards für die Challenger bekomme.