Italian Tennis Open

Stellt euch vor, der amtierende Champion der Mutua Madrid Open aus der letzten Woche tritt gegen einen Spieler an, der die letzten drei Monate wegen einer Sperre kein einziges offizielles Match spielen konnte – klingt nach einer klaren Sache, oder?

War es am Donnerstag im Viertelfinale der Italian Open in Rom auch. Nur eben in die andere Richtung, als es diese Darstellung des Match-Ups vermuten lassen würde. Bei dem Spieler, der die letzten drei Monate gesperrt gewesen war, handelte es sich schließlich immer noch um den Weltranglistenersten Jannik Sinner.

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Und der ließ dem an Position sechs gesetzten Casper Ruud im Foro Italico wirklich überhaupt keine Chance: 6:0, 6:1 das Endergebnis. 64 gespielte Minuten. Ruud gewann im gesamten Matchverlauf nur schmale 22 Punkte.

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Eine Machtdemonstration von Sinner, die ihresgleichen sucht. Das sah Ruud auch im anschließenden Pressegespräch so, in dem er nichts als lobende Worte für den Südtiroler fand – und sich in diesem Kontext sogar zu einer für seine Verhältnisse ungewohnt deutlichen Aussage hinreißen ließ:

Du schaust den Kerl an und sagst: „Das ist Next-Level-Shit!" Entschuldigt meine Ausdrucksweise, aber ich weiß nicht, was ich sonst sagen soll.

Dabei musste der Norweger selbst lachen, offenbar vor Ungläubigkeit. „Es war fast schon lustig, das mitzuerleben.“

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INTERVIEW: Jannik Sinners Gedanken nach seinem 6-0, 6-1-Sieg gegen Casper Ruud

Ruud über seine Niederlage: „Er war einfach noch ‚bereiter‘“

Eine seltene Aussage von einem (Top-)Spieler, der gerade auf einem der traditionsreichsten Courts der Welt nur ein Spiel geholt hatte. Den Weltranglisten-Siebten tröstete wohl, dass er an seinem eigenen Spiel an diesem Abend kaum etwas auszusetzen hatte: „Es war an ‚perfekt’ so nah dran, wie ich es vorher noch nie erlebt habe – zumindest von jemandem, gegen den ich selbst gespielt habe. Das muss man ihm einfach lassen“, beschrieb er das Match, in dem Sinner einfach auf jeden seiner Schläge die noch bessere Antwort gehabt habe. „Ich denke, dass ich bereit war zu spielen, aber er war einfach noch ‚bereiter‘."

Es war, als würde man gegen eine Wand spielen, die ständig Bälle mit hundert Meilen pro Stunde auf dich zurückschießt.

Sinner mit dem Papst und Italien im Rücken

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Sieger Sinner gab sich nach dem Match gewohnt zurückhaltend und stapelte tief. Angesprochen darauf, dass Ruud sein Spiel als „Next-Level-Shit“ bezeichnet hatte, antwortete der Südtiroler: „Das war heute ein tolles Spiel von meiner Seite. Alles hat sehr, sehr gut funktioniert. Es gibt nicht so viel zu sagen, oder?“

Das hatte Ruud offenbar anders gesehen. Genauso, wie dass sich das Match anhand von ein paar Ballwechseln hätte drehen können: „Die Dinge können sich schnell ändern“, gab Sinner im Anschluss an das Duell zu denken. „Ich hatte ein paar Punkte, um 3:0 in Führung zu gehen, aber dann stand es 2:1. Wenn dort mein Level ein wenig fällt und er mich breakt, dann kann das das Spiel verändern. Aber ich bin froh, dass ich sehr ruhig damit umgegangen bin.“

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Mit dem Segen des neuen Papstes Leo XIV. und vor heimischem Publikum kann Sinner aber offenbar sehr befreit aufspielen:

„Die Unterstützung bedeutet mir natürlich sehr viel. Ich fühle mich sehr wohl hier. Ich versuche, ein paar schöne Momente zurückzugeben. Das italienische Tennis ist in einem großartigen Moment mit Lorenzo [Musetti] im anderen Halbfinale, Jasmine [Paolini] steht hier im Finale. Es ist viel Italien hier bei den Italian Open. Es ist schön, ein Teil davon zu sein.“

Ob Sinner auch noch im Finale ein Teil Italiens bei den Italian Open sein wird, klärt sich am Freitagabend gegen 20:30 Uhr. Dann trifft er im Halbfinale auf Tommy Paul.