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Herr von Arnim, in diesem Jahr haben sich beide deutschen Teams für die Finals in Málaga qualifiziert. Wie ordnen Sie diesen Erfolg ein?

Dass sich beide Mannschaften qualifiziert haben, ist etwas Besonderes. Das haben nur sechs Länder geschafft. Das ist immer unser Ziel. Es ist nie einfach, das zu schaffen. Wie sich die Damen-Mannschaft in Brasilien durchgesetzt hat, war eine tolle Teamleistung. Angefangen vom Trainerteam mit Rainer Schüttler und Dirk Dier und dann der ganzen Mannschaft. Ich war selber live dabei. Es war ausverkauft mit 9.000 Zuschauern in Brasilien, eine tolle, aggressive Stimmung. Auch wenn es an der Grenze des Erlaubbaren in Brasilien war. Die Herren haben es auch geschafft A in Ungarn und dann B auch in China, wo die Bedingungen schon sehr, sehr schwer waren, vor allem bei der Anreise und vom Wetter. Dass beide Mannschaften bei den Finals dabei waren, ist eine sehr große Freude für das deutsche Tennis.

Dietloff von Arnim: „Wir wollen zu den Spitzennationen zählen!“

DTB-Präsident Dietloff von Arnim ist auch in der ITF als Vorstandsmitglied im Einsatz.

DTB-Präsident Dietloff von Arnim ist auch in der ITF als Vorstandsmitglied im Einsatz.

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Auch die Juniorinnen und Junioren haben sich in die Billie Jean King und Davis Cup Finals gespielt. Wie hoch ist diese Quote einzuschätzen?

Es ist immer unser Anspruch, dass wir es mit der Herren- und der Damenmannschaft beim Billie Jean King Cup und Davis Cup, ins Finale schaffen wollen. Wir wollen zu den Spitzennationen zählen. Das ist auch eine Messlatte, an der Sie uns gerne messen können und deswegen ist das schön. Umso schöner ist es, dass wir es jetzt auch bei den Juniorinnen und bei den Junioren geschafft haben, in der Türkei dabei zu sein. Es läuft zeitgleich zu den Finals in Málaga und ich bin leider nicht da. Ich wäre sehr gerne da gewesen. Diesen Erfolg, bei allen vier Wettbewerben mit vier Mannschaften vertreten zu sein, haben nur zwei Nationen geschafft, die USA und wir. Das ist toll. Im Nachwuchs passiert bei uns eine Menge. Wir geben uns wahnsinnig Mühe, wir investieren da rein.

Der Deutsche Tennis Bund verzeichnete auch 2024 wieder einen Mitgliederzuwachs. Was ist Ihrer Meinung nach der Grund für diesen Zuwachs?

Wir sehen, dass Tennis lebt und wenn man sich fragt, was für den Deutschen Tennisbund wichtig ist, dann sind es steigende Mitgliedszahlen. Das Positive ist, wir arbeiten hart daran, wir probieren die Landesverbände und die Vereine mit Programmen, Ideen und Konzepten zu unterstützen, dass sie erfolgreich arbeiten können. Denn gerade in den Tennisvereinen wird von den Ehrenamtlern der Grundstein dafür gelegt, dass es so ist.

Wir sehen: Tennis lebt, Tennis funktioniert. Wir haben also steigende Mitgliedszahlen, nicht nur lokal, regional oder in Altersgruppen. Wir wachsen überall, in jedem Landesverband in Deutschland.

Das Schöne ist, wir wachsen bei den Kindern und bei den Jugendlichen. Das ist eine gute und flächendeckende Entwicklung. Das ist weiter unser Anspruch und wir glauben, wir können das weiterhin ausbauen und daran werden wir hart arbeiten.

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Dietloff von Arnim: „Wir Deutschen sind viel zu kritisch mit Alexander Zverev!“

Alexander Zverev belegt aktuell Platz zwei der Weltrangliste. Wie würden Sie seine Erfolge in diesem Jahr einschätzen und welche Auswirkungen könnte das für den Tennissport in Deutschland haben?

Ich bin seit ganz, ganz langer Zeit ein Alexander Zverev-Fan. Ich habe ihn bei den French Open gesehen. Wo immer ich das kann, verfolge ich, wie er spielt. Ich glaube, wir Deutschen sind viel zu kritisch. Wir sagen: ‚Er hat noch keinen Grand Slam gewonnen und wann passiert das endlich mal?‘ Das klingt immer so negativ. Wir haben die Nummer zwei der Welt. Das hat er schon mehrmals geschafft in verschiedenen Zeiträumen. Ich glaube, das respektieren wir ein bisschen zu wenig. Wir müssen das immer laut sagen. Ich habe das selbst gerade laut auf der Mitgliederversammlung in Berlin gesagt. Wir haben einen so tollen Tennisspieler. Wir können so dankbar dafür sein. Das weiß jeder, der mitbekommt, mit welcher Intensität er trainiert, wie er sich dafür reinhängt, um diese Erfolge zu haben. Ich bin sicher, wenn Sascha so weitermacht, wird er noch mehr Erfolge haben, als er sie bisher hatte.

"Wo immer ich das kann, verfolge ich, wie er spielt", sagt der Präsident des Deutschen Tennis Bunds Dietloff von Arnim über Alexander Zverev.

"Wo immer ich das kann, verfolge ich, wie er spielt", sagt der Präsident des Deutschen Tennis Bunds Dietloff von Arnim über Alexander Zverev.

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Dietloff von Arnim: „Wir hatten in diesem Jahr viele tolle Ereignisse, Erlebnisse, Erfolge.“

Mittlerweile gibt es auch zahlreiche deutsche Spieler, die in den Top 100 im Doppel stehen. Kevin Krawietz und Tim Pütz haben gerade erst die ATP Finals in Turin gewonnen, Laura Siegemund ist ebenfalls sehr erfolgreich im Doppel und Mixed. Wie bedeutend sind diese Konkurrenzen für das deutsche Tennis?

Wir hatten in diesem Jahr viele tolle Ereignisse, Erlebnisse, Erfolge. Sie geben mir eine Steilvorlage das zu erwähnen. Wenn man sieht, dass Kevin Krawietz und Tim Pütz bei den US Open im Finale standen, Laura Siegemund mit einem französischen Partner in Paris im Mixed gewinnt, im letzten Jahr gewann Tim Pütz mit einer japanischen Partnerin das Mixed in Paris, Jan-Lennard Struff hat sein erstes Turnier gewonnen – es gibt so viele Geschichten. Das kann man immer weiterführen. Irgendetwas habe ich bestimmt vergessen. Wir müssen jetzt hart daran arbeiten, dass wir diese Geschichten auch transportiert bekommen. Womit wir nicht ganz zufrieden sind – da müssen wir den Finger in die Wunde legen – ist mit der Berichterstattung. Das macht Tennis Channel großartig. Aber oft gehen die Erfolge medial ein bisschen unter. Wir müssen daran arbeiten, dass wir eine größere Präsenz haben. Wir sehen, die Zuschauer wollen Tennis sehen. Wir müssen das den Öffentlich-Rechtlichen sagen. Wir müssen überall darauf hinweisen, dass Tennis unterrepräsentiert ist und es tatsächlich viel beliebter und viel lieber gesehen wird, als es im Augenblick dargestellt wird.

Bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris war Dietloff von Arnim live vor Ort dabei.

Bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris war Dietloff von Arnim live vor Ort dabei.

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Was war Ihr persönliches Tennis-Highlight im Jahr 2024?

Mein persönliches Highlight war, als wir in Brasilien mit der Billie Jean King Cup Mannschaft im April, vor 9000 Zuschauern in einer ausverkaufte Halle gewonnen haben. Das zweite war sicherlich das Finale der French Open mit Alexander Zverev, was er leider in fünf Sätzen verloren hat. Die Olympischen Spiele waren ein großes Highlight, auch wenn wir mit vier Viertelfinals wir knapp an der Medaille vorbeigerutscht sind. Aber was ich immer wieder gerne sehe, muss ich sagen, sind in Deutschland die acht ATP und WTA Turniere, die wir haben. Eins davon ist Hamburg, was unsere eigene Lizenz ist.

Wir haben überall auch wieder flächendeckend steigende Zuschauerzahlen. Es freut einen zu sehen, dass Tennis tatsächlich lebt und die Arbeit, die man macht, Früchte trägt.

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Apropos Olympische Spiele. Dort ist Angelique Kerber zurückgetreten. Wie würdigen Sie Ihr Vermächtnis beschreiben? Und was erhoffen Sie sich von dem, was Angelique Kerber für das deutsche Tennis getan hat?

Wir haben Gott sei Dank eine enge Bindung als DTB mit Angie. Sie hat immer gern für Deutschland gespielt. Wenn immer es möglich war, hat sie es gemacht. Sie hat es auch bei den Olympischen Spielen gemacht. Sie war Teil der Billie Jean King Cup-Mannschaft, auch in Brasilien. Wer sie Tennis spielen gesehen hat – und das auch live – weiß, mit welcher Intensität und Liebe sie kämpft und ihr Herz auf den Platz lässt. Das stimmt bei fast keiner Spielerin oder keinem Spieler so wie bei ihr. Das ist toll. Weil Sie nach der Zukunft fragen: Wir reden mit Angie. Das hat sie im aktuellen Sportstudio gesagt. Wir würden uns sehr wünschen, mit ihr zusammenzuarbeiten. Unsere Spielerinnen, gerade unsere jungen Spielerinnen, können so viel von ihr profitieren, weil sie so ein klares Kommittent hat. Sie hat so ehrgeizig gearbeitet, um ihre Ziele zu verfolgen. Mit so leuchtenden Vorbildern aus dem Tennissport müssen wir mehr und intensiv im DTB zusammenarbeiten.

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Welche Ziele verfolgt der DTB für das Jahr 2025? Gibt es bestimmte Bereiche, auf die Sie sich fokussieren wollen?

Wir wollen gucken, dass der Mitgliederzuwachs sich weiter fortsetzt. Daran arbeiten wir hart mit Konzepten, mit Partnern, mit Sponsoren. Das Zweite ist, wir wollen die finanzielle Konsolidierung weiter vorantreiben. Das ist uns in diesem Jahr gelungen, das wollen wir im nächsten Jahr auch machen. Drittens würde ich sagen, sportlich, und das ist eigentlich für mich fast das Wichtigste, würde ich mir natürlich so ein erfolgreiches Jahr wünschen, wie wir es 2024 gehabt haben. Dann wäre 2025 perfekt.