Deutschland verliert im Halbfinale der Davis Cup Finals 2024 gegen die Niederlande.

Bereits im Viertelfinale der Davis Cup Finals 2024 hat Deutschland sich seinem Angstgegner von 2022 gestellt: Kanada. Vor zwei Jahren war die Mannschaft von Kapitän Michael Kohlmann noch genau an dieser Stelle gegen Felix Auger-Aliassime, Denis Shapovalov & Co. gescheitert. Nun zwei Jahre später hatten sie die Chance auf die Revanche, die sie mit zwei Siegen im Einzel nutzten.

Obwohl viele davon ausgingen, dass es das spanische Team rund um Carlos Alcaraz und Rafael Nadal bis ins Halbfinale schaffen würde, waren es am Ende aber die Niederländer, die nicht nur das Aus der Spanier hervorriefen, sondern auch die professionelle Tenniskarriere von Rafael Nadal beendeten.

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Die Karten für das Halbfinale waren also neu gemischt. Denn sowohl die Niederländer als auch die Deutschen überraschten mit ihren starken Auftaktsiegen im Viertelfinale – beide Teams gingen mehr oder weniger als Underdogs und ohne Top 30 Spieler ins Rennen um die „hässlichste Salatschüssel der Welt“, also die Davis Cup-Trophäe.

Michael Kohlmann: "Das hat Daniel in Perfektion gemacht!"

Am späten Freitagnachmittag trafen Deutschland und die Niederlande dann im Palacio de Deportes aufeinander. Beide Teams hatten Unterstützung von eigenen Fanclubs, die hinter den Spielerbänken Lärm machten, sowie von dem einheimischen Publikum. „Die Stimmung war klasse“, bestätigte auch Jan-Lennard Struff im Anschluss an die Begegnung.

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Die deutschen Spieler freuten sich über die gute Stimmung bei den Davis Cup Finals 2024 in Málaga.

Die deutschen Spieler freuten sich über die gute Stimmung bei den Davis Cup Finals 2024 in Málaga.

Aber von vorne: Die erste Partie bestritten nämlich der 26-jährige Daniel Altmaier sowie Botic van de Zandschulp. „Wenn man da rausgeht und nicht nur für sich selbst spielt, sondern für ein Team, das bringt immer etwas Besonderes in mir hervor“, beschreibt Altmaier seine Attitüde, wenn er für das DTB-Team auf dem Platz steht.

Genau dieses Gefühl war es am Ende auch, das Altmaier dazu brachte, in engen Situationen, noch eine Schippe draufzulegen und weiterzukämpfen, obwohl seine Partie entschieden schien. „Daniel hat heute nicht sein bestes Tennis gespielt“, sagte auch Michael Kohlmann im Gespräch mit Tennis Channel DE. “Aber das, was wir von ihm verlangt haben, dass er alles auf den Platz lässt, dass er alles versucht, dass er mit dem, was er zur Verfügung hat, irgendwo, irgendwem versuchen muss in dieses Match zu kommen, da kann ich nur einen Hut ziehen, das hat er in Perfektion gemacht“, lobt der Teamchef.

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Was er meint: Mit 4:6 gab Daniel Altmaier den ersten Satz gegen van de Zandschulp ab und auch im zweiten Durchgang kassierte er ein frühes Break zum 2:4-Rückstand. Und obwohl er an diesem Tag der schwächere Spieler zu sein schien, gelang es dem 26-Jährigen, einen Weg zurück ins Match zu finden. Ihm gelang das Rebreak und schließlich sicherte er sich den zweiten Satz in einem knappen Tiebreak mit 14:12, in dem er einen 2:5 Rückstand sowie fünf Matchbälle abwehrt. Eine ähnliche Wende gelang dem Deutschen im dritten Satz dann aber nicht mehr und nach zwei Stunden und 40 Minuten verwandelte van de Zandschulp seinen zehnten (!) Matchball.

Man möchte den Platz als Sieger verlassen. Das tut wirklich weh. Denn niemand wird über den Verlierer sprechen.

„Daniel hat nach einem 2:4-Rückstand großartig gespielt. Er hat so hart gekämpft“, lobte auch Teamkollege Jan-Lennard Struff, der die Partie während seiner Aufwärmphase mitverfolgte. „Es war unglaublich und hätte fast den Sieg gebracht.“

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Auch Altmaier versuchte seiner Niederlage etwas Positives abzugewinnen: „Das war ein weiterer Beweis dafür, dass ich immer wieder zurückkommen kann. Es spielt keine Rolle, wie ich spiele“, sagte er nach dem Match. Dennoch war er enttäuscht, sein Team nicht mit einem Sieg in Führung gebracht zu haben. „Es natürlich weh, jetzt zum zweiten Mal ein nicht so gutes Ende des Tages zu haben“, meinte er. Dabei spielt er auf seine Niederlage gegen Stan Wawrinka im Vorjahr in der Qualifikationsrunde im Februar an. „Man möchte den Platz als Sieger verlassen. Das tut wirklich weh. Denn niemand wird über den Verlierer sprechen.“

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Obwohl Daniel Altmaier im Halbfinale der Davis Cup Finals 2024 nicht sein bestes Tennis abrufen konnte, zeigte er seinen Ehrgeiz und seine Comeback-Qualitäten.

Obwohl Daniel Altmaier im Halbfinale der Davis Cup Finals 2024 nicht sein bestes Tennis abrufen konnte, zeigte er seinen Ehrgeiz und seine Comeback-Qualitäten.

Struff: "Wie immer habe ich alles versucht"

Ähnlich niedergeschlagen präsentierte sich auch Jan-Lennard Struff in der Abschluss-Pressekonferenz des deutschen Teams. Im zweiten Einzel traf er auf Tallon Griekspoor. Auf dem Papier ging der Niederländer wenn überhaupt als minimaler Favorit in die Partie: Er steht drei Weltranglisten-Plätze über Struff und besiegte den Deutschen vor drei Jahren einmal knapp in fünf Sätzen bei den US Open.

„Das sind so Spiele, die bleiben mit Sicherheit ein bisschen länger in Erinnerung“, blickte Kohlmann nach der Partie auf die Begegnung zwischen Struff und Griekspoor. Seine Analyse: „Ich fand, dass Jan-Lennard über eineinhalb Sätze lang wirklich sehr, sehr gut gespielt hat, wie eine Maschine. Er hat wie eine Dampflok angezogen.“

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Struff ging gegen Griekspoor mit einem Satz in Führung. "Er hat wie eine Dampflok angezogen", meinte Michael Kohlmann. Im zweiten Satz drehte sich die Partie allerdings.

Struff ging gegen Griekspoor mit einem Satz in Führung. "Er hat wie eine Dampflok angezogen", meinte Michael Kohlmann. Im zweiten Satz drehte sich die Partie allerdings.

Das war auch der Grund, weshalb der 34-Jährige mit 7:6(4) in Führung ging. Breakbälle zur frühen Führung im zweiten Satz konnte er dann aber nicht nutzen. Nach einem verschlagenen Volley Struffs drehte sich die Partie dann aber. „Bis dahin war er klar der bessere Spieler, leider hat es sich dann ein bisschen gedreht“, so Kohlmann.

„Tallon Griekspoor hat dann extrem offensiv gespielt, wenig Fehler gemacht, viele Returnpunkte geemacht und eine wahnsinnige Quote beim Aufschlag gehabt. Er hat uns leider keine Chance mehr gegeben“, analysiert der Kapitän.

Struff stimmt zu: „Das Match war tough. Tallon hat sehr gut gespielt und mir wenig Chancen im zweiten Satz gelassen. […] Er war aggressiver in den Rallies, ich bin vielleicht minimal zu vorsichtig geworden. Das Break am Anfang des dritten Satzes hat mich gekillt, nach 30:0, das war echt bitter“, sagte der deutsche Topspieler nach seiner 7:6, 5:7, 4:6-Niederlage. „Aber wie immer, habe ich alles versucht.“

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Und obwohl die Enttäuschung für Struff, Altmaier & Co. über die Halbfinal-Niederlage tief sitzt, ihre Chancen gut standen, zum ersten Mal seit 1993 wieder in ein Endspiel einzuziehen und sie die Davis Cup Trophäe bereits im Blick hatten, will Kohlmann die Woche mit einem positiven Fazit beenden. „In diesem Moment, sind wir traurig und enttäuscht. Nicht über die Leistung, sondern einfach nur über das Ergebnis und wie es heute gelaufen ist“, sagte er gegenüber Tennis Channel. „Wenn wir mal ein paar Nächte darüber geschlafen haben, werden wir auch denken, dass wir etwas Besonderes geschafft und das Halbfinale erreicht haben. Letztes Jahr sind wir noch in der Vorrunde ausgeschieden.“

Wir haben in diesem Jahr bewiesen, dass mit uns zu rechnen ist und wir nächstes Jahr wieder ein wichtiges Wörtchen mitzureden haben.

Gelernt hat der Ex-Profi und Betreuer der deutschen Herren auch einiges im Laufe der Saison. Das möchte er dann in den kommenden Wochen verarbeiten, um bestmöglich vorbereitet in das neue Jahr zu starten: „Wir haben in diesem Jahr wirklich viele Spieler eingesetzt. Dominik Koepfer in Ungarn, Yannick Hanfmann, Maxi Marterer und Henri Squire in China, alles Spieler, die uns hier hingebracht haben. Das zeigt, dass wir viele Spieler brauchen, um große Ziele zu erreichen“, so der 50-Jährige. „Wir haben in diesem Jahr bewiesen, dass mit uns zu rechnen ist und wir nächstes Jahr wieder ein wichtiges Wörtchen mitzureden haben.“ Kohlmanns Fokus für die kommenden Wochen: „Jetzt müssen wir uns neue Ziele setzen, dass wir 2024 dann vielleicht nochmal einen Schritt weitergehen.“

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Enttäuscht, aber mit Hoffnungsschimmer: Das deutsche Davis Cup Team sieht sich – trotz der Halbfinal-Niederlage – gewappnet für die neue Saison.

Enttäuscht, aber mit Hoffnungsschimmer: Das deutsche Davis Cup Team sieht sich – trotz der Halbfinal-Niederlage – gewappnet für die neue Saison.

Während das DTB-Team sich am Samstag dann aus Málaga verabschiedete und in die wohlverdiente Off-Season startete, steht den Niederländern nun der größte Coup ihrer Karriere bevor. Mit zwei gewonnenen Einzeln zog die Mannschaft rund um Kapitän Paul Haarius nämlich erstmals in ihrer über 100-jährigen Tennisgeschichte ins Davis Cup Endspiel ein. Dort treffen sie am Sonntag ab 16 Uhr entweder auf Italien oder Australien.

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Die Finals aus Malaga

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Verfolge Team Deutschland, das beim Billie Jean King Cup und den Davis Cup Finals 2024 um Ruhm kämpft