MATCH POINT: Taylor Fritz schlägt Alexander Zverev im Finale der BOSS OPEN 2025 mit 6:3, 7:6 (0)

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23 Grad im Stuttgarter Weissenhof, die Flaggen mit dem Schriftzug des Hauptsponsors wehten im Wind, das Finale der BOSS OPEN 2025 war spontan auf 12 Uhr nach vorne verlegt worden: Zu groß die Angst der Veranstalter, dass dem Finale zwischen dem Topgesetzten Alexander Zverev und dem Weltranglisten-Siebten Taylor Fritz der drohende Regen einen Strich durch die Rechnung machen würde. Die Hauptdarsteller auf dem Center Court ließen sich vor über 6.000 Zuschauern aber von den äußeren Bedingungen erst einmal nicht beirren. Noch war die Hoffnung da, dass die beiden das Endspiel ohne Regenunterbrechung durchziehen könnten.

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„Er ist auch ein Riesen-Aufschläger. Jetzt vielleicht nicht so wie Ben Shelton, aber er ist trotzdem jemand, der einen unfassbaren Aufschlag auch hat“, analysierte Zverev im Vorfeld der Partie seinen Gegner Fritz. Das Match begann letztlich exakt so, wie man sich eine Partie zwischen einem 1,98-Meter-Mann wie Zverev und einem 1,96-Meter-Mann wie Fritz auf Rasen vorstellt: Viele Aufschlagwinner, einige Asse, und selbst wenn ein Return das Feld fand, dominierte im Normalfall danach der Aufschläger weiterhin den Ballwechsel.

Zverev vs. Fritz: Duell der Aufschlagriesen

Bei 2:2 und Aufschlag Fritz ging es erstmals über Einstand, der US-Amerikaner hielt aber sein Service. Dass er sich und seiner Box nach diesem ersten etwas knapperen Aufschlagspiel direkt die Faust gab, war bezeichnend. Beide Spieler waren sich bewusst: Auf den Aufschlag kommt es an, alles andere als ein Tiebreak wäre bei der Aufschlagstärke der beiden fast schon eine Überraschung. Zverev war auf dem Weg ins Finale nur zweimal gebreakt worden, Fritz kein einziges Mal.

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Beide Spieler gingen zuversichtlich in diese Partie. Zverev fühlte sich wohl auf deutschem Boden, hatte in diesem Jahr in München bereits den Titel geholt. Außerdem hatte er die bessere Karriere-Bilanz auf Rasen (66,1 % gewonnene Matches vs. 58,9 %). Dafür ziert Zverevs Name aber noch keine Trophäe eines Rasen-Turniers. Sein letztes Finale auf dem grünen Untergrund spielte er 2017 im westfälischen Halle, das er mit 1:6, 3:6 gegen Roger Federer verlor.

Kurze Schwächephase entscheidet ersten Satz

Fritz hingegen weiß, wie man Titel auf Rasen gewinnt. Sein allererster Titelgewinn überhaupt gelang ihm 2019 in Eastbourne auf dem grünen Untergrund, seitdem konnte er das britische Turnier weitere zwei Male gewinnen (2022, 2024). Außerdem wusste er, dass er für Zverev ein wahrer Angstgegner ist: Alle vier aktuellsten Begegnungen konnte der US-Amerikaner für sich entscheiden (Wimbledon, US Open, Laver Cup, ATP Finals; alle 2024). Als BOSS-Athlet hatte für ihn das Stuttgarter Turnier BOSS OPEN zudem einen ganz besonderen Stellenwert.

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Das alles hat mit Sicherheit dazu beigetragen, dass Fritz direkt zuschnappte, als sich ihm die Gelegenheit bot. Bei 3:4 aus Sicht von Zverev erwischte der Deutschen eine kurze Schwächephase. Er spielte auf einmal nicht mehr zwingend genug bei eigenem Aufschlag, servierte zur Unzeit seinen ersten Doppelfehler des Matches, ein Rückhand-Slice geriet ihm zu tief und blieb im Netz hängen: Breakball Fritz. Ein krachender Service-Winner verschaffte der deutschen Nummer eins Erleichterung. Sie währte aber nur kurz, weil direkt der nächste Doppelfehler folgte. Zverev blieb auch beim zweiten Breakball der Partie mutig und suchte den Weg ans Netz, Fritz wollte passieren, Zverev erreichte den Ball zwar noch – doch da war es passiert. Der Vorhand-Volley landete im Netz, Fritz servierte den Satz darauf ganz humorlos und souverän aus: Die Sliceaufschlag-Variante von der Einstand-Seite brachte das Ass und den 6:3-Satzgewinn für Fritz nach exakt einer halben Stunde.

Zwangspause durch Regenunterbrechung

Zverev konnte es gar nicht abwarten, diesen Makel wieder gut zu machen. Während Fritz die 90 Sekunden Satzpause ordentlich ausnutzte, stand Zverev schon nach wenigen Sekunden wieder auf dem Court und war bereit für Durchgang zwei, nutzte die Pause nicht als Pause, sondern für ein kurzes Zwiegespräch mit Alexander Zverev sr., seinem Vater und Trainer.

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Kurze Zeit später wurde er aber unfreiwillig zu einer langen Pause gezwungen. Bei 1:1, 15:0, Aufschlag Zverev ertönte vom Stuhlschiedsrichter: „Play has been suspended“ – Regenunterbrechung. Die Zuschauer auf dem Centre Court zogen sich bunte Regencapes über, die Spieler packten ihre Sachen zusammen und verließen den Platz. Planen mussten den Rasen vor den Tropfen schützen, die ab etwa 13:10 Uhr aus dem Himmel über Stuttgart fielen.

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Eine gute Gelegenheit für Zverev, sich nach dem verlorenen ersten Satz noch einmal zu sammeln? Genug Zeit dafür hatte der Deutsche auf jeden Fall, denn die wetterbedingte Pause zog sich. Über eine Stunde dauerte es, bis die Nummer eins und die Nummer zwei des Turniers wieder auf den Centre Court zurückkehrten.

Nervenstärke in der entscheidenden Phase

Offenbar gelang es dem Deutschen, während der langen Pause die Konzentration oben zu halten. Er meisterste die wichtige Aufgabe, das angefangene Aufschlagspiel durchzubringen. Fritz ließ in der Folge bei eigenem Aufschlag aber ebenfalls nach wie vor nichts anbrennen. Anders als beim Halbfinal-Gegner Ben Shelton ist Fritz weniger von seinem Aufschlag abhängig, wusste Zverev auch schon vor der Partie: „Er ist […] jemand, der […] von der Grundlinie auch sehr sehr stabil sein kann.“ Selbst wenn Zverev also einen Return ins Feld spielte, konnte Fritz gegenhalten. Und so ging es durch diesen zweiten Satz ohne eine einzige Breakchance, auf beiden Seiten – bis am Ende des Satzes die Crunchtime anbrach.

5:5, Aufschlag Zverev. Wo er bislang so souverän durch den Satz gekommen war, schlichen sich ungewöhnliche Unforced Errors in sein Spiel. Er verlegte eine Rückhand seitlich, eine Vorhand segelte lang – auf einmal hatte Fritz die nächste Breakmöglichkeit. Und bei der hatte es Fritz selbst auf der Schippe: gute Länge beim Return, dann öffnete er das Feld mit einer Vorhand kurz cross, traf dann aber eine Rückhand zu spät – Breakball abgewehrt, es ging in den Tiebreak.

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Zverev eröffnete – und fang sich direkt ein Minibreak. Direkt im ersten Punkt bahnte sich ein ungewöhnlich langer Ballwechsel an, aus dem langen Rückhand-Cross-Duell brach Fritz aber irgendwann aus und setzte die Rückhand longline als Winner auf die Linie. Von da an ging es schnell: Fritz servierte weiterhin ohne Makel und spielte gerade auf der Vorhand-Seite mit hoher Präzision. Zverev leistete sich einige einfache Fehler und gewann keinen einzigen Punkt im Tiebreak.

Taylor Fritz: Turniersieg ohne Aufschlagverlust

Nach dem Handshake schrie Fritz seine Euphorie hinaus in den Stuttgarter Himmel: Aus Freude darüber, dass die Sandplatz-Saison vorbei ist und Fritz wieder auf Rasen spielen durfte, über seinen fünften Sieg in Folge über Zverev und auch über seine neue Position in der Weltrangliste. Ab Montag wird er erneut auf Rang vier direkt hinter dem Deutschen stehen – eine Wiederholung seines Karrierehochs.

Im Endspiel der BOSS OPEN 2025 setzte sich Taylor Fritz mit 6:3, 7:6 gegen Alexander Zverev durch.

Im Endspiel der BOSS OPEN 2025 setzte sich Taylor Fritz mit 6:3, 7:6 gegen Alexander Zverev durch.

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"Ich bin wirklich glücklich darüber [...], die Rasensaison perfekt zu starten. Ich bin superglücklich damit, wie ich gespielt habe. Ich bin superglücklich, den Titel geholt zu haben", freute sich Fritz im On-Court-Interview nach dem Endspiel.

Er ist der neue Boss bei den BOSS Open. Mit einem souveränen 6:3, 7:6 (0)-Sieg über seinen Lieblingsgegner Zverev. Und ohne im gesamten Turnierverlauf auch nur ein Aufschlagspiel abgegeben zu haben. Fritz ist angekommen in der Rasensaison und wird für jeden Spieler auf der ATP-Tour ein gefürchteter Gegner sein.

Zverev trotz Finalniederlage zufrieden mit Woche in Stuttgart

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Zverev: "Diese Woche war mehr als positiv"

Von schlechter Stimmung war bei Zverev im Anschluss an seine Finalniederlage in Stuttgart allerdings kaum etwas zu merken. Stattdessen zog er das Positive aus der Turnierwoche heraus: "Super Woche. Wie ich gestern auch schon gesagt habe: Ich habe alles aus der Woche herausgeholt, was ich haben wollte. Klar – es ist nie schön, ein Finale zu verlieren, aber es ist auch okay. Taylor ist auch jemand, der sehr sehr gut spielen kann und mit dem ich auch Probleme gehabt habe die letzten paar Male. Dafür, wie viel ich trainiert habe, was ich alles gemacht habe, finde ich diese Woche mehr als positiv." Noch am Sonntag fliegt Zverev nach weiter zu den Terra Wortmann Open. "Und das nehme ich auch mit nach Halle. Und ich versuche, in Halle noch besser zu spielen."

Anfang der Woche bestreitet er bei den Terra Wortmann Open seine Erstrundenpartie gegen Marcos Giron. Nach dieser intensiven Woche in Stuttgart hat Zverev allen Grund, mit Selbstvertrauen in der OWL-Arena aufzuschlagen.

Alle Matches der Terra Wortmann Open seht ihr vom 16. bis zum 22. Juni seht ihr LIVE bei Tennis Channel DE. Parallel könnt ihr hier auch alle Spiele der Berlin Tennis Open (16. bis 22. Juni) verfolgen.