Australian Open 2025

Eine glückliche Verliererin kann auch zu einer glücklichen Gewinnerin werden

Es war die Geschichte der ersten Turnierwoche: Eva Lys erfährt 15 Minuten vor ihrem ersten Match, dass Anna Kalinskaya abgesagt hat und sie gleich gegen Kimberly Birell in der Showcourt Arena ranmuss. Dabei war die 23-Jährige bereits in der Qualifikation ausgeschieden. Doch sie wurde zur Lucky Loserin, der glücklichen Verliererin. Das ist im Tennis eine Spielerin, die in den meisten Fällen in der Qualifikation gescheitert ist, aber durch die Absage eines anderen Profis eine zweite Chance erhält.

Die gebürtige Hamburgerin machte sich diese zweite Gelegenheit in Melbourne mal so richtig zu Nutze. Sie schlug Kimberly Birrell in Runde eins, Varvara Gracheva in Runde zwei und Jaqueline Cristian in Runde drei, um sich ein Match gegen die Weltranglisten-Zweite Iga Swiatek in der Rod-Laver-Arena zu sichern. Zwar verlor Lys klar in knapp einer Stunde gegen die Polin, glücklich war sie nach ihren fast drei Wochen in Melbourne dennoch. „Das ist die schönste Woche, die ich bisher in meiner Karriere hatte“, sagte sie. Noch glücklicher dürfte die glückliche Verliererin, die auch zur Gewinnerin der Herzen wurde, spätestens dann sein, wenn ihr Preisgeld auf ihrem Konto eingeht. Denn sie hat sich über 250.000 Euro in Melbourne erspielt. Aber auch im Ranking kletterte sie so hoch wie nie zuvor – nämlich unter die Top-100.

**Die ganze Lys-Geschichte hier lesen.**

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Ein zaghafter Jubel: Eva Lys freute sich, als sie ihr erstes Spiel gegen Iga Swiatek holte.

Ein zaghafter Jubel: Eva Lys freute sich, als sie ihr erstes Spiel gegen Iga Swiatek holte.

Sind Tennisspieler wie Wein…?

In Deutschland sagt man gerne, je älter bzw. reifer der Wein, desto besser ist er. Gilt das Gleiche auch für Tennisspieler? Denn vor allem die Spielerinnen und Spieler der älteren Generation überzeugten in Melbourne 2025 mit guten Leistungen.

Tatjana Maria ging als älteste Spielerin mit 37 Jahren im Damen-Draw an den Start. Gegen Bernarda Pera, die sieben Jahre jünger ist, war sie in Runde eins mit 7:6, 6:4 überlegen. Angesprochen auf ihr Alter sagte die Deutsche: „Eigentlich fühle ich mich gar nicht so alt, wie ich bin. Ich sage immer: Wenn mein Körper hält, würde ich schon gerne noch ein paar Jahre spielen.“

Gleiches gilt auch für die 36-jährige Laura Siegemund, die überraschend in Runde zwei die amtierende Olympia-Siegerin Qinwen Zheng in zwei Sätzen bezwang. Siegemund räumte zwar ein, dass sie aufgrund ihres Alters ihr Trainingspensum anpassen musste, stellte aber dennoch unter Beweis: Die jüngere Generation hat sie teilweise noch im Griff.

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Ein Paradebeispiel für einen guten Spieler im höheren Alter ist Gael Monfils. Noch vor den Australian Open gewann er den Titel in Adelaide und kämpfte sich dann in Melbourne bis ins Achtelfinale vor, wo er gegen Ben Shelton aufgeben musste. „Ich habe seine Matches schon geschaut, als ich noch ein kleines Kind war. Er ist ein wandelndes Highlight-Reel. Ich hoffe, dass wenn ich mal 38 Jahre alt bin, ich noch ohne Krücken laufen kann.“

Noch nicht ganz 38 Jahre alt ist Novak Djokovic. Und dennoch: Der 37-jährige Serbe begeisterte in Melbourne auf ganzer Ebene. Trotz sichtbaren Verletzungsbeschwerden kämpfte er sich von Runde zu Runde, bezwang im Viertelfinale den Weltranglisten-Dritten Carlos Alcaraz und brachte schließlich auch Zverev im Halbfinale ganz schön ins Schwitzen. „Der Mann ist 37 Jahre alt, vergesst das nicht“, sagte Zverev nach der Aufgabe Djokovics im Halbfinale. „Andere Leute können mit 37 nicht mal mehr aus dem Bett aufstehen. Lasst ihn alle in Ruhe. Er hat für diesen Sport so viel erreicht.“

Die Antwort auf die Frage lautet also: Ja, der ein oder andere Tennisspieler ist wie Wein, je älter, desto besser. Doch man kann auch auf den Geschmack der Jüngeren kommen!

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Ja, Sascha, auch eine Feder kann dein Match unterbrechen!

Witzig fand Alexander Zverev es offensichtlich nicht, als ein Ballwechsel zwischen ihm und seinem Viertelfinal-Gegner Tommy Paul unterbrochen wurde. „Was? Wegen einer Feder? Von denen gibt es Millionen auf dem Platz“, schrie er entsetzt in Richtung des Schiedsrichters, während er ihm eine Feder entgegenhielt.

Dass er das Urteil des Schiedsrichters nicht mehr umkehren konnte, war ihm bewusst, dennoch blickte er fassungslos in Richtung seiner Box, wo sein Vater und sein Bruder saßen. Ein leichtes Grinsen konnte er sich dann doch nicht verkneifen.

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Immerhin: Von der Unterbrechung ließ er sich nicht aus dem Konzept bringen und schlug Paul letztendlich in vier Sätzen. „Das habe ich noch nie erlebt, dass wir einen Punkt wegen einer Feder abbrechen. Das war neu für mich“, lachte Zverev dann im Anschluss auf der Pressekonferenz. „Ich weiß nicht, ob die Feder ein Hindernis für einen von uns gewesen war. Sie ist kein harter Gegenstand. Selbst wenn der Tennisball die Feder trifft, ändert sich nichts.“

Nichtsdestotrotz: Die Feder könnte eine Ablenkung gewesen sein, weshalb die Entscheidung des Schiedsrichters korrekt war. Also: Nehmt euch in Acht vor den Federn!

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So richtig happy, war der „Happy Slam“ 2025 gar nicht

Wie bei allen anderen Grand-Slam-Turnieren wurde auch bei den Australian Open wieder die ein oder andere Geschichte geschrieben. Doch es gab auch einige Momente, in denen das Entsetzen über das Verhalten verschiedener Akteure deutlich größer war als der eigentliche Erfolg der Spielerinnen und Spieler.

Die wohl größten Schlagzeilen machte ein TV-Moderator von Channel 9, einem australischen Fernsehsender, der sich über Novak Djokovic und seine Fans lustig machte. Er rief Sätze wie „Novak wird überbewertet“ oder „Novak ist ein Auslaufmodell“ in einer Live-Sendung.

Hatte man die ganze Aktion bis dahin nicht mitbekommen, wusste man spätestens darüber Bescheid, nachdem der Serbe ein On-Court-Interview unter Buhrufen sausen ließ und später erklärte, dass er so lange keine Interviews auf dem Platz gibt, bis sich der Moderator Tony Jones sowie der Fernsehsender bei ihm entschuldigt hatten. Die Entschuldigung folgte schließlich, dennoch machte sich der Moderator unter anderem zum Gespött von Nick Kyrgios und seinem Kumpel Eliott Loney.

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Doch auch für Ben Shelton war das Thema noch nicht beendet. Der US-Amerikaner, der in Melbourne das zweite Major-Halbfinale seiner Karriere erreichte, beschwerte sich in einer Pressekonferenz nicht nur über Tony Jones, sondern auch über die Fragen verschiedener anderer TV-Interviewer. „Ich war diese Woche ein wenig schockiert darüber, wie die Spieler von den Fernsehsendern behandelt wurden“, sagte der 22-Jährige.

Dabei spielte er auf eines seiner TV-Interviews an, auf jene Aktion mit Novak Djokovic sowie weitere unangenehme Situationen, beispielweise bei Learner Tien nach seinem Sieg über Daniil Medvedev. Die Fragen und Aussagen der Interviewer bezeichnete der US-Amerikaner als „peinlich und respektlos“. Er wollte mit seinem Statement in Erinnerung rufen: „Ich finde, die Fernsehsender sollten uns dabei helfen, unseren Sport weiterzuentwickeln und diesen Sportlern, die gerade auf der größten Bühne gewonnen haben, dabei helfen, einen ihrer größten Momente zu genießen. Ich habe das Gefühl, dass es eine Menge Negativität gibt. Ich denke, das ist etwas, das sich ändern muss.“

Die ganze Story gibt es hier: Ben Shelton mit scharfer Kritik an TV-Interviewern

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Doch zugegeben: Auch der ein oder andere Profi erlaubte sich einen Patzer. Daniil Medvedev zertrümmerte nicht nur einen Schläger, sondern auch eine Netz-Kamera und erhielt später eine saftige Strafe, die ihn über die Hälfte seines Australian-Open-Preisgeldes kostete.

Die US-Amerikanerin Danielle Collins legte sich mit dem australischen Publikum an, gestikulierte wild mit den Fans, sendete ihnen provokante Luftküsse. Die Konsequenz: Bei ihrem nächsten Match wurde sie schon beim Betreten des Courts mit lauten Buhrufen empfangen.

Buhrufe kassierte auch Novak Djokovic – nicht nur einmal. Nach seinem Verzicht auf das On-Court-Interview in der vierten Runde, verabschiedeten in die Tennisfans in Melbourne auch mit lauten Pfiffen, als er nach einem Satz gegen Alexander Zverev im Halbfinale aufgab. „Bitte Leute, buht keinen Spieler aus, der mit einer Verletzung den Platz verlässt“, ergriff Zverev später Partei für seinen Gegner. „Wenn er ein Tennismatch nicht weiterspielen kann, bedeutet das, dass er wirklich nicht weitermachen kann.“

Ganz so happy, war der Slam 2025 also nicht.

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Lass Aryna gewinnen und sie lädt dich zum Shoppen ein

Im Halbfinale kam es zu einem Battle zwischen zwei eigentlich besten Freundinnen: Aryna Sabalenka und Paula Badosa. Beide hatten schon zahlreiche Male gegeneinander gespielt und waren sich deshalb einig: Auf dem Platz muss die Freundschaft ruhen. Da sind sie Rivalen. Neben dem Platz ist alles normal.

Nachdem Badosa gegen ihre favorisierte Freundin mit einer 2:0-Führung in die Partie startete, erwarteten einige Experten eine große Überraschung. Doch schneller als gedacht, hatte sich Sabalenka im Griff und schoss die Spanierin regelrecht vom Platz. 6:4, 6:2 lautete der Endstand nach eineinhalb Stunden.

„Hier sind wir einfach Gegnerinnen. Egal, was auf dem Platz passiert, sind wir nach unseren Matches wieder Freunde“, sagte Sabalenka nach der Partie. Doch plötzlich beschlichen die 26-Jährige Zweifel. „Ich glaube, wir machen das ganz gut. Ich weiß nicht. Ich hoffe, sie ist immer noch meine Freundin!“

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„Vielleicht hasst sie mich für die nächsten Stunden. Das ist okay, damit kann ich umgehen. Danach ist wieder alles okay.“ Doch die Moderatorin hatte eine gute Idee für ein Versöhnungsangebot: „Vielleicht musst du die Rechnung beim Shoppen übernehmen.“ Eine gute Idee, wie auch Sabalenka empfindet. „Ich verspreche es dir. Paula, falls du das siehst. Wir gehen shoppen und ich zahle jeglichen Mist, den du haben möchtest.“

„Das wird ganz schön teuer“, lachte Badosa als sie von dem Versprechen hörte. „Aber damit wird sie kein Problem haben, immerhin hat sie gerade ihr Preisgeld verdoppelt“, scherzte die Spanierin mit einem Augenzwinkern.

Wir sind definitiv gespannt, für welches Entschädigungsgeschenk Badosa sich entscheidet!