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Dieter Kindlmann, einst selbst erfolgreicher Spieler auf der ATP Challenger Tour und heute gefragter Coach, hat das Kapitel als Trainer von Dominik Stricker beendet. Bei den Roma Garden Open 2025 bestritten die beiden ihr letztes gemeinsames Turnier.

Während ihrer Zusammenarbeit feierte Stricker wichtige Erfolge, unter anderem das Erreichen der dritten Runde der US Open 2023. In der ewigen Stadt endete die gemeinsame Zeit nun einvernehmlich.

Für Kindlmann war das Turnier in Rom auch ein Rückblick auf seine eigene Spielerkarriere: „Es ist immer wieder schön, hierher zurückzukommen“, schwärmte er über die italienische Hauptstadt. „Rom ist eine tolle Stadt, das Turnier ist gut besucht – es macht Spaß, hier Tennis zu schauen.“

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Vom Challenger-Champion zum Top-Trainer

Seine Profilaufbahn beendete Kindlmann 2012 und schlug danach eine erfolgreiche Trainerkarriere ein. Er coachte unter anderem Stars wie Maria Sharapova, Madison Keys, Elise Mertens, Angelique Kerber und Aryna Sabalenka. Parallel engagierte er sich ab 2021 als Nationaltrainer im Nachwuchsbereich des Schweizer Tennisverbands.

Kindlmann, der selbst vier ATP-Challenger-Titel gewann, blickt gern auf seine aktive Karriere zurück. Besonders die Siege in Aschaffenburg, Oberstaufen und Wolfsburg haben für ihn einen besonderen Platz. „Mein erster Erfolg in Aschaffenburg war etwas ganz Besonderes. In Oberstaufen zu gewinnen, bei meinem Heimturnier als Allgäuer, das ist natürlich unvergesslich. Und auch der Triumph in Wolfsburg zählt zu meinen schönsten Erinnerungen“, erzählt der gebürtige Sonthofener. Auch ein Turniersieg fernab Europas ist ihm im Gedächtnis geblieben: „Der Sieg in Neu-Delhi war eine ganz spezielle Erfahrung, an die man gerne zurückdenkt.“

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Challenger Turniere damals und heute

Dass sich die Challenger-Szene seit seinen aktiven Tagen verändert hat, beobachtet Kindlmann aufmerksam – und nicht ohne Wehmut. „Früher hatten die Turniere einen persönlichen Touch“, erinnert er sich. „Ehrenamtler haben die Events getragen, man kannte sich, es gab Players Partys. Es war ein echtes Miteinander.“

Diese Atmosphäre sei heute vielerorts verloren gegangen – und mit ihr einige traditionsreiche Events. „Es macht mich traurig, dass einige dieser Turniere, wie mein Heimturnier in Oberstaufen, nicht mehr existieren. Oberstaufen ist nicht am Geld gescheitert, sondern es standen einfach keine Nachfolger parat, die bereit waren, das Turnier ehrenamtlich fortzuführen. Das ist natürlich extrem schade. Ich war damals die Nummer 130 der Welt und es war hervorragend, so viele Turniere in meiner Heimat spielen zu können.“

In Deutschland hat sich auch die Infrastruktur verändert – etwa durch den Belagswechsel in der Halle. „Früher gab es keinen Rebound-Ace-Belag. Da wurde auf Teppich gespielt: egal ob in Aachen, Wolfsburg oder Hamburg“, blickt Kindlmann zurück. „Das Challenger in Heilbronn war ein großes Hallenevent. Und heute? Das letzte Challenger auf Teppich war in Ismaning, wo ich mit Dominik Ende letzten Jahres vor Ort war.“

Währenddessen zeigt Italien, wie es gehen kann: „Wir waren vor drei Wochen in Sardinien. Dort wurden in einem Resort fünf Turniere auf einer Anlage ausgetragen – das ist schon clever organisiert“, lobt der 42-jährige.

Es ist für junge Spieler extrem hilfreich, viele Turniere im eigenen Land zu haben. Das spart enorme Reisekosten.

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„Zurück zu meinen Wurzeln!“ Borna Coric über den Erfolg auf der ATP Challenger Tour 

Enormer Konkurrenzkampf

Auch sportlich hat sich die Challenger Tour massiv gewandelt: „Früher, wenn ich als Nummer 200 der Welt gegen einen Qualifikanten spielte, konnte ich mir gute Chancen ausrechnen. Heute sind alle topfit, Matches entscheiden sich oft nur über wenige Bälle. Der Konkurrenzkampf ist enorm.“

Kindlmann beobachtet die Entwicklung mit Respekt:

Es reicht nicht mehr, einfach dabei zu sein. Wer sich heute auf der Challenger Tour durchsetzen will, muss wirklich richtig gutes Tennis spielen.

Er nennt ein Beispiel: „Borna Coric hat kürzlich drei Turniere in Folge gewonnen. Das ist keine Selbstverständlichkeit, auch nicht für ehemalige Top-100-Spieler. Wenn du nicht am Limit spielst, hast du keine Chance.“

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Gleichzeitig sei der Circuit heute globaler. „Wenn ich bei einem Masters in den Vereinigten Staaten ausscheide, habe ich immer noch die Möglichkeit, im Anschluss an einem Challenger-Event in der Region teilzunehmen. Das war früher nicht so. Heute sind die Turniere über alle Kontinente verteilt.“ Trotzdem fällt auf: „In dieser Woche haben wir in ganz Europa nur ein einziges Challenger. Das ist schon speziell.“

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TennisChannel.com will broadcast 35 showcase tournaments on the ATP Challenger Tour.

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Positiver Blick auf das deutsche Herrentennis

Auch zur Entwicklung des deutschen Tennis-Nachwuchses hat Kindlmann eine klare Meinung: „Ich denke, man hat gerade bei den BMW Open 500 in München gesehen, dass es beispielsweise mit Justin Engel oder Diego Dedura einige Nachwuchsspieler gibt.“ Entscheidend sei, Geduld zu haben:

Man sollte den Jungs Zeit geben, sich in Ruhe entwickeln zu können – Schritt für Schritt. Man darf nicht in jedem Nachwuchsspieler gleich den neuen Heilsbringer sehen.

Vergleiche mit großen Namen hält er für wenig hilfreich – weder in Deutschland noch in der Schweiz: „Das ist in der Schweiz ähnlich, wenn sofort Parallelen mit Roger oder Stan gezogen werden.“

Nach einer intensiven Zeit mit Dominik Stricker und vielen Eindrücken aus der internationalen Turnierwelt schlägt Dieter Kindlmann nun ein neues Kapitel auf. Wohin ihn sein Weg führt, bleibt offen. Eines aber ist sicher: Der Allgäuer bringt nicht nur einen reichen Erfahrungsschatz mit – sondern vor allem seine Leidenschaft für das Spiel, das ihn seit Jahrzehnten begleitet.