Alexander Zverev gab auf seinem Weg ins Endspiel nur zwei Sätze ab. Er stand insgesamt 13 Stunden und 25 Minuten auf dem Matchcourt – knapp zwei Stunden weniger als sein Finalgegner Jannik Sinner.

So wollte Alexander Zverev ganz sicher sein erstes Endspiel bei den Australian Open erreichen. „Damit habe ich nicht gerechnet“, sagte der 27-Jährige in seiner Pressekonferenz. Er wirkte noch immer etwas überrascht über die Aufgabe von Novak Djokovic, der ihm nach einem knappen ersten Satz die Hand am Netz reichte. „Es war ein erster Satz auf sehr hohem Niveau“, ist sich der Deutsche sicher, weshalb die Verwunderung auch bei den über 14.000 Zuschauern in der Rod-Laver-Arena groß war.

Aber Zverev zollte seinem Halbfinal-Rivalen und gutem Freund eine Menge Respekt, erinnerte das Publikum an die Leistungen des Serben und bat darum, ihn nicht auszubuhen. Später sagte er erneut: „Ich habe den größten Respekt vor ihm und bewundere ihn absolut.“

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Dass Djokovic nach knapp 80 Minuten Spielzeit die Reißleine ziehen musste, kann Zverev gut nachvollziehen. „Hätte er mich schlagen wollen, hätte er wahrscheinlich noch drei weitere Stunden spielen müssen. Und das sehr schwierig, wenn man einen Muskelanriss hat. Es ist schwierig, mit hoher Intensität zu spielen, weil es nicht besser wird. Im schlimmsten Fall wird es schlimmer.“

Mit dem vorzeitigen Ende der Partie war dann auch besiegelt, dass Zverev zum ersten Mal im Endspiel im Melbourne Park stand. Zweimal, 2020 und 2024, schaffte er bereits den Sprung ins Halbfinale. Vor fünf Jahren scheiterte der Hamburger allerdings in vier Sätzen an Dominic Thiem und im vergangenen Jahr gab er eine 2:0-Satzführung gegen Daniil Medvedev her und verpasste auch hier den Finaleinzug.

Dass Zverev seinen Finaleinzug mit der Aufgabe von Djokovic nicht wirklich zelebrierte, war vermutlich unter anderem ein Akt des Respekts. Verdient hat sich der 27-Jährige diesen Erfolg aber dennoch. Auch wenn er es nicht richtig zeigt, weiß er das.

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Verhalten: Seinen Einzug ins Finale der Australian Open feierte Zverev nicht wirklich.

Verhalten: Seinen Einzug ins Finale der Australian Open feierte Zverev nicht wirklich.

Viele Matches, hartes Training – wie Zverev für seine Erfolge arbeitet

„Ich habe dennoch einen ersten Satz auf hohem Niveau gespielt. Also habe ich Tennis gespielt. Es war ja keine Aufgabe zu Beginn des Matches und ich hatte vier Tage frei. Klar, das wäre zu viel gewesen, weil es sich angefühlt hätte, als würde ein neues Turnier starten. Man will ja im Rhythmus bleiben.“

In der einen Stunde und 22 Minuten Spielzeit gegen Djokovic schien Zverev zwar nicht ständig zu 100 Prozent im perfekten Rhythmus zu sein, dennoch battelte er sich mit dem Serben in hochkarätigen, langen Rallyes und konnte wenigstens etwas Matchpraxis sammeln. Dennoch entschied Zverev gemeinsam mit seinem Team, nach der Partie erneut den Trainingsplatz aufzusuchen – eine Angewohnheit, die er vor allem in den vergangenen Monaten deutlich verstärkt hat.

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„Ich habe kein Geheimnis daraus gemacht: Ich war nach den US Open sehr frustriert und enttäuscht von mir selbst und meiner Leistung“, erklärt er.

Mein Ziel ist es immer noch, mich mit den großen Jungs zu messen und um diese Art von Turnieren zu kämpfen, zu versuchen sie zu gewinnen. Dafür muss ich noch besser werden.

Sein Ehrgeiz ist ungebremst: „Ich muss mich auf dem Platz und körperlich steigern. […] Deshalb habe ich zum Ende letzten Jahres gesagt, dass ich mehr Turniere spielen werde, um zu versuchen ein besserer Spieler zu werden. Ich habe bei allen Turnieren weiter trainiert und eine Menge körperliches Training eingestreut – genau für solche Momente, für Grand Slams – um hoffentlich in der Lage zu sein, diese Trophäen hochhalten zu dürfen.“

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Alexander Zverev: "Das bedeutet mir sehr viel!"

Jetzt zum dritten Mal in einem Major-Finale zu stehen und die Chance zu haben, nach einer der größten Tennis-Trophäen greifen zu dürfen, verdankt Zverev also größtenteils seiner harten Arbeit. Doch auch Djokovic stand ihm in der schwierigen Phase nach den US Open 2024 mit einem Rat und seinen Erfahrungen zur Seite. „Ich habe ihn gefragt, wie es für ihn war, diese schwierigen Momente, 2016, 2017 zu überwinden und zurückzukommen. Er war wie immer sehr offen mit mir, wir haben uns lange unterhalten und viel gemeinsam trainiert in Shanghai.“

Mit dieser tiefen Bindung ist es also wenig verwunderlich, dass Djokovic dem zehn Jahre jüngeren Zverev nicht nur den Einzug ins Endspiel, sondern viel mehr seinen ersten Titel gönnt. „Er verdient seinen ersten Grand-Slam-Erfolg. Ich werde ihn anfeuern und hoffen, dass er endlich gewinnt“, sagte der Serbe am Freitag.

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Rivalen und dennoch gute Freunde: Alexander Zverev berichtete, dass er sich mit Novak Djokovic vor allem beim Turnier in Shanghai viel ausgetauscht hat.

Rivalen und dennoch gute Freunde: Alexander Zverev berichtete, dass er sich mit Novak Djokovic vor allem beim Turnier in Shanghai viel ausgetauscht hat.

Als Zverev von seinem Fan erfuhr, reagierte er geschmeichelt. „Das bedeutet mir sehr viel, vor allem von Novak. […] Ich bin sehr dankbar, dass Novak mir das wünscht.“

Doch es wird nicht nur die Unterstützung sein, auf die sich der gebürtige Hamburger verlassen wird. Denn schließlich will er endlich unter Beweis stellen, dass sich seine harte Arbeit ausgezahlt hat. „Ich freue mich auf Sonntag“, so Zverev. „Ich habe das Gefühl, dass ich die nötige Arbeit getan habe und ich dafür bereit bin. Wir werden also sehen, wie es läuft.“